Die Rohstoff-Woche - KW 35/2010: Gold vor traditioneller Aufwärtsbewegung
Gerade jetzt, zum Ende des Monats August stellt sich nun also zwangsläufig die Frage, ob Gold seinem Ruf als “guter Schlussfinisher“ auch in diesem Jahr gerecht werden kann und wird. Immerhin beginnt jetzt die Zeit vermehrter Goldkäufe aus Indien (wegen der Hochzeitssaison im Winter) und auch aus Nordamerika (traditioneller Anstieg der Goldkäufe während der Urlaubssaison) und aus China (zum chinesischen Neujahrsfest) ist eine stärkere Goldnachfrage zu verzeichnen.
Sieht man sich einmal die letzten Jahre an, so verzeichnete Gold seit 2001 zwischen Mitte August bis zum jeweiligen Jahresende eine durchschnittliche Performance von +13%. Der HUI, der wichtigste Gold-Index (Erklärung siehe unten) weltweit, konnte während dieser Zeitspanne sogar durchschnittlich um 21% zulegen. Dies zeigt, dass eine Anlage in physisches Gold durchaus sinnvoll ist, vor allem aus Gründen der Vermögensabsicherung gegen teils unkalkulierbare Risiken und Ereignisse. Gleichzeitig sollte man sich jedoch auch immer gewiss sein, dass etablierte Goldproduzenten einen ungleich höheren Hebel auf den Goldpreis besitzen und sich damit dementsprechend auch höhere Gewinne erzielen lassen, als mit der direkten Anlage in physisches Gold.
Während Gold aus traditioneller Sicht jahreszeitlich einiges an Potenzial zu bieten hat, sieht es bei Silber gerade in diesem Moment charttechnisch vielversprechend aus! Die jüngst kreierte Dreiecksformation konnte nun nach oben durchbrochen werden, weswegen der Weg in Richtung 19,80 USD je Unze frei zu sein scheint. Erst dort warten erste, charttechnische Widerstände, vor allem bei der psychologischen Marke von glatten 20,00 USD. Ob diese Marke geknackt werden kann, ist jedoch fraglich, da die meisten analysierenden Börsenbriefe in dieser Woche enge Stopps empfohlen haben. Jeder noch so kleine Rücksetzer könnte dementsprechend einen wahren Silberrutsch auslösen, der das Edelmetall wieder in den 17er Dollar - Bereich befördern könnte. Erst ein nachhaltiges Überwinden der 20 USD - Marke wird bei Silber Sicherheit versprechen.
Wie geht es im Übernahmepoker zwischen BHP Billiton und Potash Corp. weiter? Zur Erinnerung: BHP Billiton vermeldete vor einigen Tage Interesse an dem größten Düngemittel der Welt und verkündete einen Übernahmepreis von 130 USD je Potash-Aktie. Die gesamte Übernahmeofferte würde BHP somit rund 39 Milliarden USD kosten, den Bergbau-Giganten aber gleichzeitig mit einem Schlag zum weltgrößten Kali-Produzenten werden lassen. Wenig beeindruckt und fast noch weniger interessiert von diesem feindlichen Übernahmeangebot zeigten und zeigen sich jedoch sowohl Potashs Management, als auch die Potash-Aktionäre. Diese gehen derweil von einem weiteren Angebot BHP Billitons aus und trieben den Kurs Potashs auf zuletzt über 150 USD je Aktie. Diese Annahme stützen auch Meldungen darüber, dass sich BHP bei seinen Banken wohl bereits eine Kreditlinie von 45 Milliarden USD hat einräumen lassen. Dies würde auch die nahezu exakten 150 USD je Aktie erklären, die von den Marktteilnehmern aktuell als Obergrenze für ein weiteres Angebot angesehen werden.
Experten gehen sogar davon aus, dass BHP bis zu 175 USD je Potash-Aktie bezahlen könnte und dies unter Umständen auch bereit zu zahlen sei. Solange sich jedoch kein zweiter Bieter für Potash meldet, dürften derartige Angebote eher im Bereich der Märchen und Fabeln zu suchen sein. Die brasilianische Vale hat sich dabei zunächst selbst aus dem Rennen genommen. Mehr Interesse könnten jedoch gleich mehrere chinesische Unternehmen haben, vor allem auch deshalb, weil China als weltgrößter Importeur von Kalisalz durch den möglichen Zusammenschluss von BHP und Potash höhere Preise für Pottasche befürchtet. Da greift man doch lieber selbst in die Tasche und holt sich die Mehrheit an Potash. So sollen sowohl die chinesischen Konzerne Sinochem und Chalco, als auch ein chinesischer Staatsfonds an Potash Interesse haben. Und gerade bei chinesischen Interessenten sollte man stets alle Augen und Ohren offen haben, denn da könnte sich tatsächlich noch eine Art Bieterwettkampf um Potash Corp. entwickeln.
Hätten Sie es gewusst?:
Der AMEX Gold BUGS Index, auch HUI genannt, ist ein in Dollar gehandelter Börsenindex von internationalen Goldproduzenten und hauptsächlich Gold fördernden Bergbauunternehmen. Dieser Index umfasst die Aktien von internationalen Goldproduzenten, die ihre Goldproduktion nicht an den Terminbörsen handeln oder verkaufen. Diese Minengesellschaften sind deshalb sehr stark von der aktuellen Entwicklung des Goldpreises abhängig. AMEX BUGS ist das Kürzel für American Stock Exchange “Basket of Unhedged Gold Stocks“.
Der HUI Index wurde aufgelegt, um eine Absicherung gegenüber kurzfristigen Goldpreisbewegungen zu schaffen, indem Gesellschaften eingeschlossen werden, die ihre Goldproduktion auf nicht mehr als eineinhalb Jahre vor - beziehungsweise leerverkaufen. Dem AMEX Gold BUGS Index gehören zur Zeit die Goldproduzenten Barrick Gold Corporation, Newmont Mining Corporation, Goldcorp Inc., Yamana Gold Inc., Kinross Gold Corporation, Harmony Gold Mining Co. Ltd., Gold Fields Limited, Randgold Resources Limited, Agnico Eagle Mines Limited, Iamgold Corporation, Eldorado Gold Corporation, Golden Star Resources Limited, Hecla Mining Company, Coeur d’alene Mines Corporation und Northgate Minerals Corporation an.
Das Zitat der Woche:
“So schmerzhaft die hohen Energiepreise sind, so sehr muss man auch die Chance sehen, die sie uns bieten, unsere großen Stärken - Ingenieurskunst und technische Kompetenz - auszuspielen.“ - Fritz Vahrenholt (* 8. Mai 1949 in Gelsenkirchen-Buer) war von 1991 bis 1997 Umweltsenator in Hamburg und von 2001 bis 2007 Vorsitzender der REpower Systems AG. Seit Februar 2008 ist er Vorstandsvorsitzender des RWE-Tochterunternehmens RWE Innogy. Vahrenholt ist seit 1999 Professor der Universität Hamburg im Fachbereich Chemie.
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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche
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