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Die Rohstoff-Woche - KW 22/2010: Griechen zahlen 1.700 USD für eine Unze Gold

29.05.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Haben die Griechen die Hosen voll? Es scheint so, vergegenwärtigt man sich einmal folgende Geschichte: Seit 1965 ist in Griechenland der Handel der britischen Sovereign Münze (Erklärung siehe unten) stark eingeschränkt. Mittlerweile ist es im Zuge der Griechenlandkrise jedoch schon so weit gekommen, dass die Griechische Nationalbank durchschnittlich 700 Sovereign Münzen pro Tag an besorgte Griechen verkauft. Allein innerhalb der ersten vier Monate dieses Jahres verkaufte das Athener Büro 50.000 Sovereigns. Wobei die Bank selbst davon ausgeht, dass auf dem Schwarzmarkt im selben Zeitraum bis zu 100.000 weitere Exemplare ge- und verkauft wurden.

Jetzt kommt aber erst der eigentliche Clou: Die Griechische Nationalbank erzielte für den Verkauf der Münzen bis zu 409 USD je Stück. Nun muss man wissen, dass der Britische Sovereign 7,3224 Gramm oder umgerechnet 0,2354 Feinunzen Gold enthält. Bei einfacher Dreisatzrechnung ergäbe sich damit als Preis für eine Unze Feingold folgendes: 409 USD (bezahlter Preis für den Sovereign) x 31,1034768 Gramm (Gewicht einer Feinunze Gold) / 7,3224 Gramm (Goldanteil im Sovereign) = 1.737,32 USD. Das bedeutet nichts anderes als das, dass die Griechen aktuell bis zu 1.737 USD für eine Unze Gold bezahlen! Ist das nicht verrückt? Spötter werden jetzt sicherlich sagen, dass die Griechen halt einfach nicht rechnen können, wie sie es schon jahrzehntelang bewiesen haben. Vielleicht ist es aber einfach nur Kalkül? Nehmen die Griechen etwa schon zukünftige Goldpreisniveaus voraus?

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko scheint unaufhaltsam, die Lösung des Problems, nämlich die Schließung des Öllecks nahezu unlösbar. Bis dato sind alle Versuche, das Leck mittels Tauchglocken, Zement oder Ähnlichem unter Kontrolle zu bekommen, gescheitert. Der Druck auf die US-Regierung wächst derweil unaufhaltsam, weswegen sich Präsident Obama nun zu vier Kernpunkten (Schnellschüssen?) durchrang. Dabei geht es vor allem um solche Operationen, die in sehr großen Tiefen von mehr als 1.000 Metern durchgeführt werden, da man bei ihnen davon ausgeht, dass sie im Gegensatz zu Bohrungen in flachem Wasser, nicht oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand verschlossen werden können, sofern ein Leck auftreten sollte:

• In Alaska werden zwei Tiefsee-Explorations-Bohrprojekte gestoppt.
• Der Verkauf von Bohrlizenzen für den Golf von Mexiko und alle weiteren Gewässer des Atlantiks wird vorerst gestoppt.
• Der Vergabestopp von Bohrlizenzen wird um weitere 6 Monate verlängert.
• Die Arbeiten an insgesamt 33 Tiefseebohrungen, die aktuell im Golf von Mexiko stattfinden, müssen sofort eingestellt werden.

Alles Aktionismus oder doch sinnvolle Maßnahmen um weitere Unfälle wie den von BP verursachten zu verhindern. Diese Frage müssen sich die US-Behörden auf jeden Fall gefallen lassen, immerhin handelt es sich bei dem Unglück um den bisher einzigen bekannten Fall dieser Art in der Geschichte der Tiefsee-Öl-Förderung.

Wie auch immer man für sich die obige Frage beantworten will, die von diesen Maßnahmen betroffenen Ölfirmen dürfte wenig Verständnis für die genannten Maßnahmen aufbringen.

18 Firmen sind allein vom sofortigen Stopp der Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko betroffen. Darunter besonders Royal Dutch Shell mit 7 Bohrstopps, sowie Anadarko Petroleum Corp. und Chevron mit jeweils 4 lahmgelegten Bohrungen. Bis auf 5 Bohrungen, die lediglich der Exploration dienen, betreffen alle anderen Bohrarbeiten die Weiterentwicklung beziehungsweise Expansion bisheriger Ölfelder, die somit zunächst einmal aufgeschoben werden müssen. Wann der Golf von Mexiko von BPs Öl-Armageddon loskommen wird, bleibt damit offener denn je.

Sollte man jetzt kurzfristig in Platinmetalle investieren? Dies fragen sich viele Anleger hinsichtlich eines Ereignisses, das man nicht unbedingt sofort mit Platin, Palladium und Co. In Verbindung bringt. Es handelt sich dabei um die Fußball-Weltmeisterschaft, die ab dem 11. Juni in Südafrika stattfinden wird. Eingefleischte Rohstoff-Woche - Leser wissen, dass Südafrika sowieso schon an Energieproblemen leidet, weshalb auch in vielen Minen stundenweise der Strom ausgeht. Die Fußball-Weltmeisterschaft könnte diese Stromprobleme nun noch verschlimmern. Denn das Land wird alle verfügbaren Energieressourcen in die Austragungsstätten. Also in die großen Ballungsräume des Landes umleiten.

Welches Land will sich bei einem solchen Großereignis schon die Blöße geben, dass kurz vor Spielende plötzlich der Strom ausgeht, oder dass die Touristen nach dem Spiel kein kaltes Bier bekommen, weil der Kühlschrank in Kapstadt keine Energie mehr bekommt? Irgendwo muss diese zusätzliche Energie aber abgezweigt werden und da wird es auch viele Minen treffen. Die Rohstoff-Förderung könnte in Südafrika also für ein paar Wochen ins Stocken geraten und vor allem bei den Platinmetallen (Südafrika ist weltweit die Nummer 1 bei der Platinproduktion) zu kurzfristigen Preisschwankungen führen.


Hätten Sie’s gewusst?

Beim Sovereign handelt es sich um das Nominal einer englischen Goldmünze, die Heinrich VII. erstmals 1489 prägen ließ. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Sovereign zuerst vom Laurel, später von der Unite und der Guinee verdrängt. Die Prägung dieser Goldmünze im “Äquivalenz-Wert“ von einem silbernen Pfund Sterling, entsprach 20 Schilling gleich 240 Pence, wurde 1817 wieder aufgenommen und endete zunächst in Großbritannien während des Ersten Weltkrieges 1917 und in Südafrika mit der Abschaffung der Golddeckung 1932. Prägeorte waren neben London vor allem Städte in Ländern des Commonwealth mit eigenen Goldvorkommen: Ottawa, Sydney, Melbourne, Perth und Pretoria. Ab 1957 wurde die Prägung als Anlagemünze wieder aufgenommen.


Das Zitat der Woche:

“Alle menschlichen Einrichtungen sind unvollkommen - am allermeisten staatliche.“ - Otto Eduard Leopold von Bismarck-Schönhausen (seit 1865 Graf, seit 1871 Fürst von Bismarck, seit 1890 Herzog zu Lauenburg; * 1. April 1815 in Schönhausen; † 30. Juli 1898 in Friedrichsruh bei Hamburg) war von 1862 bis 1890 Ministerpräsident von Preußen und zugleich von 1867 bis 1871 Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes sowie von 1871 bis 1890 erster Reichskanzler des Deutschen Reiches, dessen Gründung er maßgeblich voran getrieben hatte.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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