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Rio Tinto und BHP Billiton: Entsteht ein "Nachfrage-Kartell"

25.05.2010  |  Rainer Hahn
RTE Stuttgart - (www.rohstoffe-go.de) - Die Minen-Konzernriesen BHP Billiton und Rio Tinto müssen aufpassen: Gegen ihre geplanten gemeinsamen Aktivitäten im Bereich Eisenerz bildet sich eine Opposition. Das wurde aktuell auf einer politischen Veranstaltung mehr als deutlich.

Stein des Anstoßes ist der Deal im dreistelligen Milliardenwert, den BHP Billiton (WKN: 850524) und Rio Tinto (WKN: 852147) Ende des vergangenen Jahres vereinbart haben. Beide Unternehmen wollen ihre Eisenerzaktivitäten in Westaustralien zusammen führen. Ein Plan, der weltweit bei Stahlproduzenten, Kartellbehörden und in der Politik mehr als kritisch beäugt wird - unter anderem aufgrund der stark steigenden Rohstoffpreise und der wachsenden Verhandlungsmacht auf Seiten der Erzproduzenten. Man befürchtet nicht nur bei den Stahlkonzernen Ungleichgewichte auf dem Markt, wenn die beiden Minenbetreiber ihre Aktivitäten fusionieren. Dann würden zwei der drei größten Erzförderer gemeinsam auftreten.

Diese Bedenken wurden auf einem Meeting der Stahlbranche in der chinesischen Metropole Beijing erneut deutlich. Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches scheint man weiter an einer möglichst breiten Opposition gegen das Joint-Venture von BHP Billiton und Rio Tinto zu arbeiten. So haben sich am Rande des Treffens politische Vertreter aus Südkorea und China übereinstimmend für eine tiefere Kooperation ausgesprochen, um der drohenden Verstärkung der Macht auf der Angebotsseite entgegen zu treten. So sollten auch die großen global tätigen Stahlunternehmen eng miteinander zusammen arbeiten. In China und Südkorea sind mit Konzernen wie Posco oder Baosteel Branchen-Riesen beheimatet.

Die derzeitigen Veränderungen auf dem Eisenerzmarkt können tief greifende Folgen nach sich ziehen. Insbesondere die Verkürzung der Lieferverträge ist den Stahlkonzernen ein Dorn im Auge und erschwert der Branche massiv die Preiskalkulationen. So würden sich die Vertragskonditionen wesentlich schneller an Veränderungen am Spotmarkt anpassen, während die Stahlhersteller wesentlich langfristigere Verträge mit ihren Kunden haben. Dies würde "jegliche Planungssicherheit minimieren", schimpft man in der Salzgitter-Chefetage offen über die Entwicklung. Die Folge wären dauerhaft stark steigende Risiken für die Profitabilität der Konzerne, was an der Börse für die ohnehin schon sehr konjunktursensitive Branche gar nicht gern gesehen werden dürfte.

Aktuell kommt noch der deutlich erhöhte Rohstoffpreis hinzu, was für Stahlhersteller zur massiven Belastung wird. So hat sich jüngst der deutschen Branchenvertreter Salzgitter bereits wesentlich pessimistischer für das laufende Geschäftsjahr geäußert als zuvor. Dies geschah im Rahmen der Vorlage von Quartalszahlen, die auch noch schlechter als erwartet ausgefallen waren. Dabei dürfte Salzgitter nur ein Vertreter für viele Unternehmen der Branche sein.

Manche Experten erwarten auch für die nächste Zeit eine Welle von schlechteren Nachrichten, massive Jobkürzungen könnten die Folge sein. Von Seiten der Regierung Südkoreas sollen die Gespräche für Kooperationen auf Seiten der Erznachfrager nicht zuletzt deshalb intensiviert werden - unter anderem auch mit Unternehmen aus Europa.
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