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Die Rohstoff-Woche - KW 17/2010: Gold vor signifikantem Kurssprung

25.04.2010  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Griechenland hat fertig

In der letzten Woche hatten wir noch Griechenlands Ministerpräsident und Außenminister Giorgos Andrea Papandreou mit dem Ausspruch “Wir brauchen das geladene Gewehr auf dem Tisch, um sicherzustellen, dass die Märkte in einer positiven Art und Weise reagieren.“ zitiert, da holt uns eine Woche später bereits die Realität ein. Alle Versuche, die von den Euro-Ländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) angebotenen Not-Kredite mittels der Ausgabe von Staatsanleihen doch nicht in Anspruch nehmen zu müssen sind gescheitert. Obwohl man seit Beginn des Jahres noch mehrere Milliarden Euro am freien Markt beschaffen konnte, schnürten die in die Höhe geschnellten Zinsen für griechische Staatsanleihen (also die Zinssätze zu denen Griechenland an den Kapitalmärkten noch frische Mittel bekommen kann) derart in die Höhe (auf rund 10%), dass man nun die Not-Kredite in Höhe von bis zu 45 Milliarden Euro gezwungenermaßen annehmen musste.


Es stellen sich nun mehrere Fragen:

1. Die nun angebotenen und angeforderten Kredite reichen für etwa acht Monate. Was passiert danach? Wird Griechenland seinen Haushalt in einer derart kurzen Zeitspanne konsolidieren können?

2. Wenn nicht, wie geht es dann mit Griechenland weiter? Wird es weitere Hilfen geben?

3. Werden die Euro-Länder ihren Anteil von 30 Milliarden Euro (davon 8 Milliarden aus Deutschland und rund 800 Millionen aus Österreich) jemals wieder zurück bekommen?

4. Wird der Präzedenzfall Griechenland nun auch andere potentielle Pleitekandidaten wie etwa Portugal aus der Deckung locken und hemmungslos und ungeniert Milliardenkredite einstreichen lassen?

5. Wie geht es überhaupt mit dem Euro weiter, sofern weitere Staaten Gemeinschaftshilfen beantragen müssen?

All diese Fragen hängen zunächst einmal von Frage Nummer 1 ab. Beantworten lassen sie sich dagegen aus heutiger Sicht nur unzureichend. Ich persönlich würde eher dahin tendieren zu sagen, dass Griechenland seine Finanzen nicht in den Griff bekommen wird, wobei dann allerdings Frage 2 bereits wieder eine schwer einzuschätzende Hürde darstellen würde. Der gesamte Euro-Raum sieht sich schweren Zeiten gegenübergestellt. Ein Scheitern der Gemeinschaftswährung nicht ausgeschlossen.


Setzt Gold jetzt zum Sprung an?

Diese Frage stellen sich eingefleischte Gold-Fans schon lange. Jetzt bekommen sie aber endlich auch mal einen prominenten Fürsprecher. Kein geringerer als der Gold-Guru und Sprott Asset Manager John Embry äußerte in dieser Woche, dass er wirklich überrascht wäre, wenn Gold in den kommenden 6 Monaten nicht um 500 USD je Unze steigen würde.

Dabei gab er auch gleich noch zwei wichtige Gründe für einen bevorstehenden Goldpreis-Anstieg zu Protokoll.

Als ersten Punkt führte Embry die stark ansteigenden Schuldenstände nahezu aller Industrienationen an. Griechenland sei nur der Anfang, einige Mittelmehrländer und auch Großbritannien könnten alsbald folgen, was letztendlich nur in einer hyperinflationären Phase enden könnte. Doch auch die USA wären in immer stärkerem Maße davon betroffen. Bestes Beispiel dafür ist Kalifornien, immerhin sechstgrößter Wirtschaftsraum der Welt. Denn der von Schwarzenegger geführte Bundesstaat ist faktisch Pleite, kann seine Kreditverpflichtungen nicht mehr bedienen.

Als zweiten Grund für einen möglichen, deutlichen Sprung des Goldpreises nennt Embry das Missverhältnis von so genanntem Papiergold und den tatsächlich zur Deckung dieser Papiere vorhandenen physischen Reserven. Die Anzahl der Shortkontrakte innerhalb des Goldsektors ist sehr hoch. Sollte plötzlich ein Großteil derer, die ihr “Gold“ verliehen haben dieses in physischer Form wiederhaben wollen, müssten alle Shortkontrakte unbedingt gedeckt werden. Allerdings stellt sich nach Embry die Situation aktuell so dar, dass gar nicht so viel Gold vorhanden ist, als Gold in Form von Short-Kontrakten auf den Märkten umherschwirrt. Wenn jeder plötzlich eindecken müsste, würde der Gold-Preis dementsprechend durch die Decke gehen.

Embry rechnet damit, dass der physische Markt noch in diesem Jahr die Oberhand über den Papiermarkt gewinnen wird und Gold somit zu einem plötzlichen Preissprung verhelfen könnte.


Invest in Stuttgart

An diesem Wochenende fand einmal mehr die Anlegermesse Invest in Stuttgart statt. Gefühlsmäßig kamen an den ersten beiden Messetagen deutlich weniger Besucher als zur “Krisenmesse“ in 2009. Dabei konnte man als einen der Hauptgründe einen gewissen Banken-Verdruss feststellen. Bestimmte Banken und Investmenthäuser wie die LBBW oder Goldman Sachs wurden dicht umlagert und mussten sich zu Recht vielen kritischen Stimmen stellen.

Der Themenpark Rohstoffe nahm einen etwas größeren Bereich ein als in den letzten Jahren. Auffällig war die wiederum gestiegene Anzahl an Münz- und Barren-Händlern, die auf reges Interesse stießen. Die zweite auffällige Gruppe kam aus dem Bereich der grünen Energien. Gleich mehrere Windkraft-Fonds-Anbieter, aber auch Holz-Investments warben um die Gunst der Anleger – nicht einfach da die Spreu vom Weizen zu trennen.


Das Zitat der Woche:

“Ein alter Börsianer kann alles verlieren, nur nicht seine Erfahrung.“

André (Bertholomew) Kostolany (*9. Februar 1906 in Budapest; †14. September 1999 in Paris) war ein als Börsen- und Finanzexperte und als Spekulant auftretender Journalist, Schriftsteller und Entertainer ungarischer Herkunft.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche! Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten spätestens am Samstag, dem 01. Mai 2010.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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