Revolution auf dem globalen Erzpreis-Markt: Minenkonzerne die Gewinner, Stahlkonzerne Verlierer?
Der brasilianische Minenbetreiber Vale und der weltgrößte Minenkonzern, die australische BHP Billiton, haben das System der bisherigen Bindefrist von einem Jahr nach Preisabschluss abgeschafft und sich damit vom bisherigen Benchmark-System verabschiedet. Diese Veränderung strebte BHP schon seit längerem an.
Alljährlich begannen die Verhandlungen zwischen den Minenbetreibern und den Stahlkonzernen im Februar / März des laufenden Jahres, um für den 01. April einen Erzpreis auszuhandeln, welcher dann ein Jahr bestand hatte.
Nun sollen die ausgehandelten Preise eine Quartalslaufzeit haben, um immer wieder der entsprechenden Nachfrage angepasst zu werden.
Dieses neue System wird nach ersten Stellungnahmen, wie den Minenkonzernen, aber auch vom größten chinesischen Stahlkonzern Baosteel, begrüßt. Auch Rio Tinto hat angekündigt, auf die Quartals- Preisfeststellung umzuschwenken.
Dennoch gibt es erhebliche Bedenken gegenüber dem neuen Quartalssystem. Diese äußerte Jia Yinsong vom chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie.
China befürwortet weiterhin das bestehende Eisenerz-Benchmark-Preissystem. Die Bedenken sind nachvollziehbar, können sich doch bei einer steigenden Erznachfrage die Preise im laufe des Jahres weiter nach oben bewegen, statt einmal festgezurrt ein Jahr Bestand zu haben. Gegenwärtig ist der Aufwärtstrend klar auszumachen. Das würde aus Sicht Chinas bedeuten, dass die Erzkonzerne kräftig profitieren und die Stahlkonzerne tief in die Tasche greifen müssen. Jia sagte weiter, dass die Forderungen nach größeren Preissteigerungen in diesem Jahr nicht transparent und nicht repräsentativ für die Fundamentaldaten des Marktes seien.
Für BHP ist dagegen die Preisgestaltung von Eisenerz und Kokskohle von einem jährlichen Benchmark weg zum vierteljährlichen Spot-Preis Markt erheblich gerechter und transparenter.
Der Analyst von IG Markets Ben Potter, sieht dann auch das neue Preisgestaltungssystem als einen bedeutenden Sieg BHPs gegenüber den Stahlkonzernen Asiens.
Zwischen Vale und dem dritt größten japanischen Stahlkonzern Sumitomo Metal Industries soll bereits ein solcher Quartalsabschluss erfolgt sein, welcher eine Anhebung der Erzpreise von 90 Prozent zum Vorjahr ausweist. Dieser Anstieg wird als eine Richtlinie gesehen.
Nachdem durch die Rezession in 2008 die Preise um 68 Prozent abstürzten, zog die Produktion vor allem bei den Stahlkochern in China und Japan im vergangenen Jahr wieder an, was einen Preisanstieg logisch macht. So erreichte Chinas Stahlproduktion in 2009 einen Anstieg von 14 Prozent auf einen Rekordwert von 568 Millionen Tonnen. Japanische Stahlhersteller, darunter Nippon Steel Corp und JFE Holdings Inc., konnten durch die steigende Nachfrage in China und anderen Schwellenländern in Asien ihre Exporte kräftig nach oben fahren.
Auch mit der Nippon Steel soll bereits eine vorläufige Vereinbahrung hin zu einer vierteljährlichen Preisbildung und einer Erhöhung von 90 Prozent geschlossen worden sein.
Der größte südkoreanische Stahlkocher Posco soll dem System und der Erhöhung ebenfalls zugestimmt haben.
Die Weichen scheinen also endgültig neu gestellt. Spannend dürften dennoch die Verhandlungen mit den chinesischen Stahlkochern werden.