Die Rohstoff-Woche - KW 10/2010: Uran vor dem Scheideweg
Vor allem Projekte mit relativ niedrigen Graden, wie etwa die von Paladin Energy in Namibia und Malawi dürften nicht mehr allzu lange in der Lage sein, profitabel Uranoxid aus dem Boden zu holen. Und selbst die als Low-Cost-Production bekannten In-Situ-Recovery-Projekte (Erklärung siehe unten) besitzen operative Kosten von circa 35 USD je Pfund (inklusive Steuern und Royalties), dürften also ebenso bei einem weiter fallenden Uranpreis an ihre Grenzen stoßen.
Derweil gehen mehr und mehr Uran-Produzenten dazu über, weitere Projekte herunterzufahren beziehungsweise geplante Minen-Eröffnungen hinauszuschieben. Davon sind auch die ganz Großen der Branche, wie etwa die französische AREVA betroffen. AREVA teilte unlängst mit, dass man den Produktionsstart auf seinem Imouraren-Projekt auf 2013 oder 2014 verschieben wird. Bisher ging man von einem Start Up in 2012 aus. Begründet wurde dieser Aufschub vor allem mit gesunkenen Uran-Preisen.
Unter anderem auch dieses Beispiel zeigt die immer stärker eingeschränkte Bereitschaft vieler Uran-Produzenten zu Preisen unterhalb von 50 USD je Pfund zu produzieren. Zurückgefahrene Uranproduktion auf der einen und eine zwangsläufig steigende Nachfrage durch steigende Reaktor-Zahlen auf der anderen Seite dürften mittelfristig zu einem Angebotsdefizit führen, welches den Uran-Preis kurzfristig sogar wieder in alte Höhen katapultieren könnte, da man nicht von einem Tag auf den anderen geschlossene Minen wieder hochfahren kann. Geschweige denn hinausgeschobene Produktionsstarts sofort umsetzen zu können.
Ein anderes Problem, mit dem sich Kraftwerksbetreiber zukünftig auseinander zu setzen haben ist die Tatsache, dass die Mengen an günstig förderbarem Uran mehr und mehr schwinden. Zukünftig wird Uran immer aufwendiger produziert werden müssen, was höhere Produktionskosten nach sich ziehen wird. Bisher stammte billiges Uran vor allem auch aus alten Halden oder dem Abrüstungsprogramm Russlands. Doch vor allem letztgenannte Bestände sind so gut wie aufgebraucht.
Vor allem die US-Regierung sieht sich wie berichtet einem sich anbahnenden Stromkollaps gegenüber und erhöhte die Mittel für die Gewährung von Bürgschaften zum Bau von Kernreaktoren in den USA um 200% von 18,5 auf 54 Mrd. USD. Als erstes konnte davon Southern Corp. in Georgia davon profitieren. Nach Southern Corp. hofft nun aber auch NRG Energy auf eine Bürgschaft zum Bau neuer Kernreaktoren. Das Unternehmen benötigt Mittel für ein geplantes Erweiterungsprogramm seiner Anlagen in Süd-Texas. Dort wird ja vor allem Uranium Energy künftig sehr aktiv sein. Das Unternehmen konnte für eines seiner beiden ISR-Projekte kürzlich den Erhalt der definitiven Produktionslizenz vermelden und kann somit in Kürze mit dem Aufbau eines ersten ISR-Felds beginnen (und NRG Energy mit Uran beliefern?).
Neueste Umfragen in den USA und in Australien belegen übrigens eine steigende Unterstützung für die Atomkraft. Während in den USA 48% für den Bau neuer Kernkraftanlagen sind, wünschen sich in Australien 50% Atomenergie, vor allem um Treibhausgase einzusparen.
Der neueste Atommeiler entsteht aktuell im russischen Kaliningrad. Dort erfolgte in der letzten Woche die Grundsteinlegung für zwei Kernreaktoren mit einer Gesamtleistung von 2.300 MW. Diese beiden Reaktoren sollen zwischen 2016 und 2018 ans Netz gehen und die russische Enklave Kaliningrad gänzlich unabhängig von ausländischer Energie machen. Im Gegenteil: Russland will sogar überschüssigen Strom in die Europäische Union exportieren.
Hätten Sie’s gewusst?:
Als ISR (In-situ-recovery) - Mining wird eine Produktionsmethode bezeichnet, bei der (meist) Uran mittels Wasser und/oder anderer Flüssigkeiten direkt aus dem Gestein herausgelöst und an die Oberfläche transportiert wird, ohne dabei größere Eingriffe in die Umwelt vornehmen zu müssen.
Die wichtigste Voraussetzung von ISR ist, dass die Urankonzentrationen in relativ gut durchlässigen Sandsteinschichten eingelagert sein müssen.
Bei der ISR-Methode werden mit Hilfe so genannter Injection Wells, also einer Art Einspritz-Schächten, Wasser und geringe Mengen von CO2 und Sauerstoff in die Sandsteinschichten eingebracht, das Uran herausgelöst und mit Hilfe so genannter Recovery Wells (Rückgewinnungs- Schächte) wieder an die Oberfläche zur weiteren Verarbeitung gepumpt. Das ganze Verfahren findet also komplett unterirdisch statt. An der Oberfläche erfolgt lediglich die Weiterverarbeitung zum so genannten “Yellow Cake“.
Der Yellow Cake (engl. “gelber Kuchen“) ist ein pulverförmiges Gemisch von Uranverbindungen, das aufgrund seiner Farbe so genannt wird. Bei der Weiterverarbeitung zum Yellow Cake werden die im herausgelösten Gestein enthaltenen Uran-Oxide in starken Säuren gelöst und danach getrocknet. Der Yellow Cake selbst dient dann als Grundlage für die Weiterverarbeitung des Urans zu Brennelementen.
Das Zitat der Woche:
“Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer nackt schwimmt.“ - Warren Edward Buffett (* 30. August 1930 in Omaha, Nebraska) ist ein US-amerikanischer Großinvestor und Unternehmer. Mit einem geschätzten Privatvermögen von 37 Milliarden US-Dollar (Forbes, 2009) ist er der zweitreichste Mensch der Welt.
Buffett gebrauchte dieses Zitat im Zusammenhang mit der Situation vieler Banken in weltweiten Wirtschaftskrisen.
In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!
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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche
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