Die Rohstoff-Woche - KW 42/2009: Gold, Silber und Uran - die neue Rentenversicherung!?
Einiges könnte auch davon abhängen, inwiefern China eine Ankündigung aus dem September in die Tat umsetzen wird. Chinas Regierung kündigte damals an, dass man zumindest einen Teil der 400 Tonnen Gold, die der Internationale Währungsfonds "versilbern" will, in das Reich der Mitte holen wolle. Ob und wieviel davon tatsächlich gar nicht erst auf den freien Markt gelangen werden, bleibt freilich ein Mysterium. Wobei China die 13,5 Milliarden USD sicherlich aus der Portokasse aufbringen könnte.
Beim Thema "Versilbern" kommt man schon fast zwangsläufig auf das Thema Silber. Viele Anleger fragen sich, ob Silber nicht gegenüber Gold im Vorteil sei, da es ja auch in großen Mengen im industriellen Bereich Verwendung findet. Im Gegensatz zu Gold notiert Silber noch unter den Hochs vom letzten Jahr. Experten gehen sogar davon aus, dass Silber die niedrigste Reichweite von allen Industriemetallen besitzt, alo die geringste Zeitspanne, bis alle aktuell bekannten, auf dem neuesten technologischen Stand abbaubaren Vorkommen, erschöpft sein werden. Wir werden uns in der nächsten Zeit etwas näher mit dem Rohstoff Silber beschäftigen und dem Optimismus der Silber-Experten auf den Grund gehen.
Rio Tinto konnte in dieser Woche schonmal zu einem gewissen Optimismus für die allgemeine wirtschaftliche Weltentwicklung beitragen. Der Minengigant vermeldete, dass man im Bereich Eisenerzproduktion das gute dritte Quartal 2008 im Vergleichszeitraum 2009 nochmals toppen konnte. So steigerte Rio Tinto seinen Eisenerz-Ausstoß von Q3/2008 bis Q3/2009 um 12% auf 47,5 Millionen Tonnen. Demzufolge konnte man den Gesamtausstoß für 2009 auch von 200 auf 210 bis 215 Millionen Tonnen prognostizieren. Ein kleiner Mosaikstein hin zu einem allmählichen Anziehen der Weltwirtschaft.
In der letzten Woche hatten wir noch von einer drohenden Verschärfung der Situation auf dem Uranmarkt berichtet, dass zukünftig auf Grund mangelnder neuer Produktionslizenzen und ständig neu ans Netz gehender Kernreaktoren ein gewaltiges Angebotsdefizit nur eine Frage der Zeit sei. Nun könnte ein beinahe unbeachteter, frischer Deal innerhalb des Uransektors jedoch zumindest ab dem nächsten Jahr für ein wenig Entlastung sorgen.
Dieser Deal, der zwischen einer Tochterfirma des Uran-Majors Uranium One und einem weit fortgeschrittenen US-amerikanischen Uran-Explorer namens Uranium Energy ausgehandelt wurde, bringt letzteres Unternehmen bis auf etwa ein Jahr an eine jährliche Produktion von bis zu zwei Millionen Pfund Uran heran.
Uranium Energys Management konnte mit Uranium One unter anderem den Erwerb der Hobson Produktionsanlage im US-Bundesstaat Texas sowie des Palangana Uran-Projekts aushandeln. Der Clou daran ist die Tatsache, dass das Palangana Projekt bereits eine Abbaugenehmigung besitzt, das heißt eine Produktion kann in sehr kurzer Zeit beginnen. Außerdem liegen sowohl das Palangana Projekt, als auch Uranium Energys zweites, fast komplett lizenziertes Uran-Projekt Goliad sowie das ebenfalls sehr weit fortgeschrittene Nichols-Projekt in unmittelbarer Reichweite zur Hobson-Produktionsanlage.
Die Akquisition der Hobson-Anlage und des lizenzierten Palangana-Projekts wird Uranium Energy lediglich rund 11 Mio. USD kosten. Für Uranium Energy eigentlich ein sensationeller Deal, wenn man bedenkt, dass Hobson und Palangana Mitte 2007 innerhalb des früheren Besitzers Energy Metals eine Marktbewertung von rund 500 Mio. USD besaßen. Aktuell kann Uranium Energy mit dieser Akquisition ein Net-Asset-Value von Minimum 300 Mio. USD generieren und das bei einem Aufwand von nur 11 Mio. USD, die die Transaktion kosten wird.
Der für den Uranmarkt entscheidende Punkt liegt aber weniger in der Bewertung der beiden Akquisitionen, sondern vielmehr in einer Besonderheit, die die Hobson Anlage aufweist. Bei der Hobson-Produktionsanlage handelt es sich nämlich um eine komplett genehmigte und für die Produktion lizenzierte Produktionsstätte, die aktuell jährlich 1 Mio. Pfund des so genannten "Yellow Cake" also von Uranpulver herstellen kann. Die Anlage wurde in 2008 komplett renoviert und befindet sich nun auf dem aktuellen Stand der Technik. Die Produktion kann mittels eines zweiten größeren Vakuumtrockners nochmals verdoppelt werden.
Das bedeutet also, dass mit Hilfe dieser Anlage ab Ende 2010 jährlich 2 Millionen Pfund Uranpulver hergestellt werden können, was etwa 2,5% der weltweiten Produktion ausmacht. Nur 2,5% der weltweiten Produktion? - werden Sie jetzt vielleicht denken. Ja, nur! Für die USA würde es eine spürbare Erleichterung bringen, denn dort werden bisher pro Jahr nur etwa 4 Millionen Pfund Uran abgebaut. Für den Gesamtmarkt dürfte diese zu erwartende Neu-Produktion jedoch eher den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein darstellen.
Einen möglichen längerfristigen Ausfall des Hauptschachts in BHP Billitons Olympic Dam Mine (wir berichteten) kann die Menge aus Texas nicht ausgleichen.
Spannend dürfte dabei in der nächsten Woche eine Pressekonferenz von BHP werden, in der näher zu den Schäden an eben diesem Hauptschacht, Stellung genommen werden soll. Dort gemachte Aussagen könnten den Uranmarkt also bereits in der nächsten Woche ein bisschen in Wallung bringen ...
Hätten Sie’s gewusst?:
Die weltweite Uranproduktion liegt aktuell bei etwa 40.000 Tonnen pro Jahr. Die führenden Förderländer sind Australien, Kanada, Russland, Niger, Namibia, Kasachstan, Usbekistan, Südafrika, und die USA. Der Verbrauch liegt momentan weltweit bei etwa 70.000 Tonnen. Die Internationale Atomenergieorganisation geht auf Grund des Neubaus von Kernkraftwerken für das Jahr 2030 jedoch von einem Bedarf von bis zu 125.000 Tonnen jährlich aus. Der Abbau deckt etwa 60 % des aktuellen Bedarfs, der Rest wird durch Lagerbestände, Wiederaufarbeitung und abgerüstete Kernwaffen gedeckt. Die Reichweite der Uran-Vorkommen liegen nach verschiedenen Schätzungen zwischen 50 und 200 Jahren.
Der Spruch der Woche:
"Höhere Energiepreise in einem einzelnen Land können dessen Wettbewerbsfähigkeit sogar steigern, weil sie einen Anreiz zur Modernisierung der Wirtschaft darstellen." - Dennis L. Meadows (* 7. Juni 1942) ist ein US-amerikanischer Ökonom.
Dennis Meadows fungierte zusammen mit seiner Frau Donella Meadows als Co-Autor der weltbekannten Studie "Die Grenzen des Wachstums" (engl. Originaltitel: The Limits to Growth), die 1972 veröffentlicht wurde und sich mit derZukunft der Weltwirtschaft befasst.
Anhand einer rechnergestützten Simulation ermittelte Meadows in dieser vom Club of Rome beauftragten Studie das Systemverhalten der Erde als Wirtschaftsraum im Zeitraum bis zum Jahr 2100.
In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!
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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche
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