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Die Rohstoff-Woche - KW 39/2009: Gold vor der Korrektur! - Und einem gewaltigen Anstieg!?

27.09.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Gold schloss in der letzten Woche über der 1.000 USD - Marke. Das bedeutet den höchsten, jemals dagewesenen Wochenschlussstand für das gelbe Metall. Doch stand davon überhaupt irgendwas in den Tageszeitungen? Selbst in einschlägigen Finanzzeitschriften wie dem Handelsblatt, dem Wallstreet-Journal oder dem Daily Telegraph war Gold nicht auf der Titelseite zu finden. Nur einige lapidare Kommentare auf den hinteren Seiten konnte man mit der Lupe ausfindig machen.

Fakt ist, dass der Mainstream noch immer nicht auf dieses Thema aufmerksam (gemacht) wurde und so lange das so ist, wird die Gold-Hausse auch weitergehen. So lange die breite Masse noch nicht in Gold investiert ist, genau so lange werden wir zwar in einem Bullenmarkt für Gold mitschwimmen, so lange wird aber auch der erwartete Hype ausbleiben. Auf kurze Sicht mahnen uns die Indikatoren jedoch zunächst einmal zur Vorsicht, denn Gold hat die unangenehme Angewohnheit, die Ungeduldigen zu frustrieren, so lange der Goldpreis nicht steil nach oben zeigt. Und gerade das könnte kurzfristig zu nochmaligen Rücksetzern sorgen.

Jeden Freitag werden an der COMEX (Erläuterung siehe unten) Einzelheiten von Händlerverpflichtungen aus Kontrakten vom vergangenen Dienstag veröffentlicht. Dies ermöglicht es allen und jedem zu sehen, wie die großen Fonds und professionellen Händler sich auf dem Goldmarkt positioniert haben. Jeder Kontrakt lautet dabei über 100 Unzen Gold, also etwa 100.000 USD. Für jeden Käufer braucht es auch einen Verkäufer, oder anders ausgedrückt, für jeden Long-Kontrakt wird ein Short-Kontrakt benötigt.

Das so genannte Open Interest, also die Gesamtzahl aller Long- und Short-Kontrakte, liegt derzeit bei 451.000, oder 45 Milliarden USD. Das ist eine Menge Geld und zeigt, dass aktuell eine Menge Aktivität auf dem Goldmarkt herrscht.

Man muss sich dennoch fragen, wo dieses Geld hergekommen ist und wo das Geld für einen gehörigen Push herkommen soll? Eine Antwort könnten die Druckmaschinen der Zentralbanken liefern.

Abgesehen davon, dass es sich um eine Menge Geld handelt, lauten die Kontrakte auch über eine ganze Menge Gold: 45,1 Millionen Unzen, oder anders gesagt über 1.400 Tonnen. Das ist mehr als die offiziellen Gold-Bestände Japans, Russlands, Indiens, Spaniens, der Schweiz und des Vereinigten Königreichs zusammen. Wäre die COMEX ein Land, würde sie unter den 10 größten Goldbesitzern weltweit stehen.

Betrachtet man diese Zahl auf eine andere Art und Weise, so stellt man fest, dass im vergangenen Jahr weltweit rund 2.400 Tonnen Gold gefördert wurden, was also bedeutet, dass sich das aktuelle Open Interest an der Chicagoer Terminbörse auf mehr als die Hälfte der jährlichen globalen Produktion beläuft. Wenn all diejenigen, die einen Vertrag über die Lieferung von Gold gekauft haben, dieses auch physisch einfordern würden, hätten die jeweiligen Verkäufer ein ernsthaftes Problem, dieses zu beschaffen (wobei man im Hinterkopf behalten sollte, dass längst nicht die gesamte geförderte Goldmenge über die COMEX gehandelt wird (Ausnahme z.B. China)).

Trotz mangelnder Berichterstattung ist das öffentliche Interesse an Gold beispiellos. Es war wohl noch nie so groß wie aktuell. Das dürfte alteingesessene Goldanleger auf der einen Seite begeistern, bei eben diesen auf der anderen Seite aber auch die Alarmglocken schrillen lassen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eben solch großes Interesse oftmals eine größere Korrektur zur Folge hatte. Zittrige, ungeduldige Hände steigen (in diesem Fall in Gold) ein und schmeissen alles sofort wieder auf den Markt, spätestens dann, wenn ihre mangelnde Geduld am Ende ist. Seien Sie deshalb gewarnt - und nun wird es zugegebenermaßen platt - es ist nicht alles Gold was glänzt!

Die gute Nachricht ist, dass es meist sehr gut zu verdienen gab, wenn diese Korrekturen nur relativ gering ausfielen. So stand Gold beispielsweise im Oktober 2005 bei 470 USD je Unze, bevor es zu einem relativ moderaten Rücksetzer kam und Gold bis zum Mai 2006 wieder auf 600 USD anziehen konnte. Das gleiche Spiel Ende 2008: Gold korrigierte auf etwa 850 USD, nur um dann bis März 2009 auf über 1.000 USD je Unze anzusteigen. Im allgemeinen scheint hat sich über die Jahrzehnte eingebürgert, dass der Goldpreis vor allem im Oktober kräftig an Schwung verliert, sodass ein Rücksetzer auf 960 USD oder auch 900 USD durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Erste Anzeichen gab es in dieser Woche bereits. Was ein Blick auf den Goldpreis-Chart aber auch zeigt, ist die Tatsache, dass die Hochs und Tiefs stetig höher liegen, der Aufwärtstrend also ungebrochen ist.

Der Goldpreis-Chart zeigt aber auch, dass auf eine Korrekturphase von bis zu 18 Monaten stets eine teils kräftige Erholung von teilweise bis zu 50% in einem Zeitraum von etwa 6 bis 9 Monaten erfolgt. Gerade deshalb liegt – nach einer zu erwartenden Korrektur - ein Anstieg bis in den Bereich von 1.400 USD bis in das Frühjahr 2010 hinein durchaus im Bereich des Möglichen. Einen großen Anteil daran könnte in diesem Zusammenhang zugegebenermaßen auch der schwache USD haben, wobei Gold auch eine gute Figur machen würde, sofern es in englischen Pfund fakturiert werden würde.

Einen Kurs über dem alten Höchststand von 1.033 USD sahen wir in dieser Woche noch nicht. Ein Übertreffen dieses Höchststandes würde die Gefahr eines Doppeltops (Erklärung siehe unten) birgen, das eigentlich nur Gordon Brown oder diejenigen wollen, die an der COMEX aktuell short sind.


Hätten Sie’s gewusst?:

Die New York Mercantile Exchange (NYMEX) ist die weltgrößte Warenterminbörse. Sie befindet sich in New York, USA. Zuvor bestand die NYMEX aus zwei Gesellschaften, der New York Mercantile Exchange und der New York Commodities Exchange (COMEX), die seit 1994 zu einer Gesellschaft verschmolzen wurden.

Während an der NYMEX Baumwolle, Benzin, Diesel, Elektrizität, Ethanol, Erdgas, Erdöl, Heizöl, Kaffee, Kakao, Kohle, Palladium, Platin, Propan, Stahl, Uran und Zucker gehandelt werden, sind es an der COMEX die Rohstoffe Aluminium, Gold, Kupfer und Silber.

Seit 2008 gehören die NYMEX und damit auch die COMEX zur CME Group Inc., der größten Futures-Börse der Welt.

Ein Doppeltop ist eine Chartformation, bei der sich zwei aufeinander folgende Hochs auf ungefähr gleichem Niveau befinden, getrennt von einem dazwischen liegenden Tief. Da diese Chartfigur wie der Buchstabe M aussieht, wird ein Doppeltop auch als M-Formation bezeichnet. Ein charttechnisches M ist ein negatives Chart-Signal, da mit fallenden Kursen gerechnet wird.


Das Zitat der Woche:

“Kleinlebewesen vermehren sich durch Zellteilung. Bürokraten durch Arbeitsteilung.“ - Jerry Lewis (* 16. März 1926 in Newark, New Jersey; eigentlich Joseph Levitch) ist ein US-amerikanischer Entertainer, Produzent, Schauspieler, Sänger, Drehbuchautor und Regisseur.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten am 03. Oktober 2009.

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© Tim Roedel
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