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Die Rohstoff-Woche - KW 34/2009: Wo das Öl am billigsten ist ...

23.08.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
In einer der letzten Ausgabe der Rohstoff-Woche beschäftigten wir uns kurz mit dem Thema verschiedener Fördermöglichkeiten von Rohöl und deren jeweiliger Wirtschaftlichkeit. Eine neu erschienene Studie der Deutschen Bank gibt Einblick in die aktuellen Zahlen der verschiedenen Fördermöglichkeiten in den unterschiedlichen Erdteilen.

Demnach ist die kostenmäßig günstigste Förderung noch immer die Rohölgewinnung in den Staaten des Mittleren Ostens, wo etwa 23 USD je Barrel anfallen. Es folgen mit einer Gewinnschwelle von etwa 28 USD neuentwickelte, onshore geförderte Quellen des Mittleren Ostens und mit 34 USD diejenigen im Offshore-Bereich. Zur Begrifflichkeit: on shore = Förderung an Land, off shore = Förderung vor der Küste beziehungsweise auf See.

Verlässt man den Mittleren Osten rund um die Arabische Halbinsel, so findet man noch relativ billiges Öl überraschenderweise in den Gewässern vor Norwegen. Dort betragen die Förrderkosten etwa 37 USD, dicht gefolgt von den brasilianischen Ölfeldern vor der Küste, die sich für etwa 38 USD anzapfen lassen.

Kaspisches Rohöl kostet bereits 45 USD, sofern es an Land gefördert wird. Die Ausbeutung der Ölfelder im Kaspischen Meer schlägt dagegen mit 53 USD zu Buche. In diesem Bereich findet sich mit 50 USD im Mittleren Osten auch das günstigste Flüssig-Erdgas wieder (genau genommen handelt es sich dabei weniger um einen Erdöl-Ersatz sondern vielmehr um eine volumenmäßig bessere Transportmöglichkeit für Erdgas in Pipelines). In Russland zahlt man für ein Barrel Rohöl je nach Fördermöglichkeit an Land zwischen 50 und 55 USD, in Westafrika 56 USD und in den USA im günstigsten Fall 60 USD (Erdölförderung mittels Dampfinjektion).

Das günstigste pflanzliche Öl produziert Brasilien aus Zuckerrohr für etwa 54 USD je Barrel. Die 60 USD - Marke schaffen auch noch Ölfirmen, die in der norwegischen Tiefsee produzieren oder Flüssig-Erdgas in Australien zu Tage fördern. Auch Teile der britischen Ölfelder der Nordsee produzieren noch rentables Erdöl.

Womit wir so langsam an die aktuelle Schmerzgrenze gelangen. Die in der letzten Ausgabe genannten Ölsandvorkommen werden einige von Ihnen sicherlich schon vermisst haben. Die höchst-effizientesten können im Bereich um 65 USD ausgebeutet werden. In etwa den gleichen Preis fordert die Ölförderung in Venezuela. Teurer wird’s bei Flüssiggas-Projekten in West- und Nord-Afrika mit 67 USD und bei Tiefseeprojekten in den selben Regionen mit 75 USD je Barrel geförderten Öls.

Zum heutigen Tag unrentabel erscheinen somit alle noch übrig gebliebenen Rohöl-Fördermöglichkeiten. Wie etwa weniger effizient laufende Ölsand-Felder, die im Bereich um 83 USD liegen, wo die Kosten also den aktuellen Marktpreis übersteigen. Noch höher schlägt die Erzeugung von Ethanol aus Getreide zu Buche (85 USD), genauso wie die Umwandlung von Gas zu Öl (GTL oder gas-to-liquid) mit 90 USD je Barrel.

In der Spitzengruppe der aktuell unrentabelsten Öl-Fördermöglichkeiten liegen Ölsande, die mit Hilfe der In-Situ-Methode ausgebeutet werden (in-situ meint hier die Aufbereitung von Bodenschätzen direkt in Explorationslage, also etwa die Auswaschung von Erdölbestandteilen direkt im Boden durch die Einbringung von Wasser und ähnlichen Flüssigkeiten). Diese Fördermethode kostet aktuell, genauso wie auch das Verfahren der Kohle-Verflüssigung (CTL oder coal-to-liquid) pro Barrel Öl etwa 100 USD. Absoluter Kosten-Spitzenreiter in der Studie der Deutschen Bank stellt die Herstellung von so genanntem Cellulose-Ethanol (Ceetol) oder Lignocellulose-Ethanol dar, also Ethanol, der aus pflanzlichen Abfällen hergestellt wird. Hier rechnet man im heutigen Stadium mit Herstellungskosten von mindestens 115 USD je Barrel Öl, wobei sich diese Methode aktuell noch im Laborstatus befindet.

Das Ganze zeigt also zum Einen, dass zwar aktuell knapp 90% allen geförderten Öls noch mehr oder minder rentabel gefördert werden kann, sich aber hinsichtlich der geografischen Lage sowie der Art der Förderung erhebliche Unterschiede auftun können. Alles in allem sollte man sich also vor einem investment in eine Ölfirma die Projekte genauer ansehen um auch wirklich sicher zu gehen, dass man in eine lukrative Firma investiert.


Hätten Sie’s gewusst?:

Der Beginn der modernen Erdölindustrie wird in der Fachwelt auf das Jahr 1855 datiert, in dem dem kanadischen Arzt und Geologen Abraham P. Gesner in den USA das Patent auf die Herstellung von Kerosin erteilt wurde. Vor dieser Zeit wurden die Öllampen in den großen Städten mit dem teuren Walöl betrieben. Um diesen enormen Kostenfaktor zu umgehen, suchte man im Rahmen der zunehmenden Industrialisierung verstärkt nach Alternativen. Kerosin als Leuchtmittel blieb bis zum Aufstreben der Automobilindustrie in den 1920ern die wichtigste Verwendung von Erdöl. Erdöl wurde in zunehmendem Maße zum immer noch wichtigsten Energieträger weltweit und bildet unter anderem den Ausgangsstoff für zahlreiche Produkte der chemischen Industrie, wie Düngemittel, Kunststoffe, Lacke und Farben oder auch Medikamente.


Das Zitat der Woche:

“Erfolg im Leben ist etwas Sein, etwas Schein und sehr viel Schwein.““ - Philip Rosenthal (* 23. Oktober 1916 in Berlin; † 27. September 2001 in Selb) war ein deutscher Industrieller und Politiker. Er war unter anderem Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsratsvorsitzender der Rosenthal AG, der Firma seines Vaters. Einer seiner Leitsprüche lautete “Wer zu spät an die Kosten denkt, ruiniert sein Unternehmen. Wer zu früh an die Kosten denkt, tötet die Kreativität.“ - ein Spruch, der sich im Jahr 2009 bewahrheiten sollte, als die Rosenthal AG einen Insolvenzantrag stellen musste.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten am 29. August 2009.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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