Die Rohstoff-Woche - KW 28/2009: Handelsbeschränkungen für den Rohstoff-Sektor
Dabei trafen mehrere Rohstoffe, allen voran Rohöl der Sorte Brent, Heizöl und Aluminium auf wichtige Unterstützungsmarken, die im aktuellen Marktumfeld wohl nicht zu halten sein werden. Selbst Gold, bisher von den meisten Analysten hochgelobt und bis Ende des Jahres auf über 1.100 USD je Feinunze eingeschätzt, könnte nochmals (vor dem “großen“ Anstieg?) auf die Tiefs aus dem April zulaufen. Die 850-USD-Marke ist da ein weit verbreitetes Ziel.
Gold und vor allem auch Silber haben es in diesen Tagen ohnehin nicht gerade leicht. Eine der größten – wenn nicht sogar DIE größte Schmucknation weltweit, Indien, könnte in der Zukunft einen starken Nachfrageeinbruch bei Gold und Silber zu verantworten haben. Der Grund liegt in einem Beschluss der Regierung des Riesenreiches, die Importzölle auf Gold und Silber zu verdoppeln. Ein Einbruch der Goldimporte um 50% scheint dabei bei weitem noch zu tief gegriffen, diese Marke ist allein durch die gezügelte Nachfrage auf Grund der Weltwirtschaftskrise zu erwarten. Wahrscheinlicher ist, dass Indien in 2009 wohl nur noch 35 bis 40% des Vorjahresniveaus importieren und konsumieren wird.
Mut macht da die Industrie in Deutschland, die in dieser Woche für den Mai 2009 ein Auftragsplus von 4,4% gegenüber dem April diesen Jahres vermelden konnte. Hört sich auf den ersten Blick gut an, jedoch liegt man damit noch immer gut ein Drittel unter dem gesamten Auftragsniveau des Vergleichsmonats aus 2008. Anlass zum gedämpften Optimismus gibt diese Meldung dennoch, zumal bereits im dritten Monat hintereinander ein Auftragsplus verzeichnet werden konnte. Profitieren wird allen voran der Deutschen führende Exportbranche - der Maschinenbau. Dies dürfte also vor allem im Industriemetallsektor ein leichtes Aufatmen bedeuten.
Spekuliert werden darf auch über die zukünftige Rolle der Zentralbanken im Goldmarkt. Nachdem man Jahre lang davon ausging, dass der Goldpreis von den Zentralbanken mittels starker Goldverkäufe künstlich unten gehalten wurde, gehen erste Experten nun von einer schwindenden Marktmacht der Zentralbanken aus. Die Goldlager seien zwar noch nicht gänzlich leer, jedoch verschiebe sich das internationale Goldeigentum immer mehr in Richtung China und von Privatanlegern. Dies habe nunmehr allerdings zum Nachteil, dass die Volatilität des Goldpreises enorm zunehmen dürfte.
Der Rohölpreis musste in dieser Woche wieder einen Schritt zurück machen. Grund dafür sind widersprüchliche Annahmen des kommenden Wachstums in vielen Industrienationen. Während man in Deutschland bereits wieder von einer Belebung der Wirtschaft ausgeht, ist man davon vor allem in den USA noch weit entfernt.
Um den schwankenden Rohölpreis wieder in den Griff zu bekommen, beschlossen die US-Terminbörsenaufsicht CFTC sowie der britische Premierminister Brown und der französische Präsident Sarkozy, zukünftig Handelsbeschränkungen für Finanzinvestoren wie Investmentbanken oder Hedgefonds einzuführen. Ob das Ganze zu einem weniger schwankendem Ölpreis führen wird, darf zumindest angezweifelt werden, zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit lassen eher das Gegenteil vermuten.
Die Welt der Agrarprodukte scheint so langsam in Schwung zu kommen. So verzeichnete Getreide in dieser Woche ein schönes Plus nachdem der allmonatliche Wetterreport nichts Gutes für die Kornkammern der USA verheißt.
Eine weitere interessante Meldung kam in diesem Zusammenhang aus dem Reich der Mitte. China verzeichnete im Juni nämlich einen Rekordimport an Sojabohnen. 4,7 Millionen Tonnen wurden binnen eines Monats ins Land gebracht, ein Plus von 34% gegenüber dem Monat Mai und von 28% gegenüber dem Vorjahresmonat.
Großen Streit gibt es weiterhin zwischen Rio Tinto und China. Nachdem man der geplanten Beteiligung in Höhe von 19,5 Mrd. USD von China Aluminium Co. an Rio und dessen Projekten eine klare Absage erteilte, wurden jetzt mehrere Mitarbeiter von Rio Tinto in China wegen angeblicher Spionage verhaftet.
Hauptgrund des gesamten Hickhacks dürften wohl die andauernden Verhandlungen um die Reduzierung der Eisenerzpreise für die chinesischen Stahlbetriebe sein. Während Rio Tinto und andere Stahlproduzenten lediglich 33% nachgeben wollen, fordert China einen Nachlass von bis zu 50%. China stellt immerhin fast die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion und musste bereits im letzten Vertragsjahr eine Erhöhung der Eisenerzpreise um 90% hinnehmen, will mit seiner Forderung also auf das alte Preisniveau zurückkehren.
Hätten Sie’s gewusst?:
Das häufigste Metall der Erdrinde ist Aluminium mit etwa 8 Masseprozent, gefolgt von Eisen mit ca. 5,8 Masseprozent und Calcium mit 3,4%.
Seltener ist dagegen das Vorkommen von Zink (0,009%), Nickel (0,008%) und Kupfer (0,007%).
Zu den am seltensten in der Erdkruste vorkommenden Elementen zählen u.a. Uran (0,0002%), Blei (0,0001%), Quecksilber (0,000002%) und Gold (0,0000002%). Als seltenstes Element der Erde gilt dagegen Astat, welches so selten ist, dass die Prozentangabe nicht in eine Zeile passen würde (24 Nuller hinter dem Komma). Anders gesagt, rechnet man bei Astat mit einem Vorkommen von ganzen 25 Gramm in der gesamten Erdkruste.
Der Spruch der Woche:
“Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen.“ - Henry Ford (* 30. Juli 1863 in Wayne County, Michigan, USA; † 7. April 1947 in Dearborn, Michigan) gründete den Automobilhersteller Ford Motor Company.
In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!
Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten am 18. Juli 2009.
© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche
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