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Die Rohstoff-Woche - KW 27/2009: Die kommenden Boommärkte

05.07.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Während aktuell alle von der Manipulation von Gold und Silber reden, an jeder Straßenecke dementsprechende Buden eröffnen, in denen Lieschen Müller brav ihre goldenen Ohrringe oder das Tafelsilber in Papier umtauschen kann, wollen wir uns einmal den Aussichten der Sektoren widmen, die zum Einen von einem weltweit steigendem Wohlstand und der Bevölkerungszunahme und zum Anderen von damit verbundenen infrastrukturellen Erweiterungsmaßnahmen profitieren können und mit Sicherheit auch werden. Es geht also primär um den Agrar-Sektor und alle Formen von Baumaterialien, also Industriemetalle, Steinerzeugnisse und Treibstoffe.

Infrastrukturell gesehen, werden vor allem die Schwellenländer Asiens, allen voran China und Indien, eine weiter steigende Nachfrage nach Metallen, Beton, Asphalt und Fortbewegungsmitteln schaffen.

BHP Billiton geht bis 2032 von einer Gesamtkupfernachfrage von 680 Millionen Tonnen aus. Zum Vergleich: Von 1900 bis 2007 wurden weltweit insgesamt nur 608 Millionen Tonnen Kupfer gefördert.

Die Unternehmensberatung McKinsey & Company geht in einer eigenen Studie davon aus, dass bis 2025 weitere 350 Millionen Chinesen in die großen Städte ziehen. Das sind mehr Menschen, als die gesamten Vereinigten Staaten an Bewohnern aufweisen!

Demzufolge dürften bis 2030 mehr als eine Milliarde Chinesen in Städten leben.

Das bedeutet, dass China in 20 Jahren 220 Millionenstädte besitzen wird - zum Vergleich: Europa besitzt gerade einmal 35.

Um diese Menschenmengen transportieren zu können, werden nach Schätzungen 5 Milliarden Quadratmeter neuer, asphaltierter Strassen gebaut oder zumindest modernisiert werden müssen.

170 neue Massentransportsysteme werden gebaut werden müssen.

40 Milliarden Quadratmeter Wohn- und Geschäftsfläche in fünf Millionen neuen Gebäuden werden entstehen müssen. Wobei rund 50.000 davon Wolkenkratzer sein werden.

Das alles sind unvorstellbare Größenordnungen, die aber reell in absehbarer Zeit allein auf China zukommen werden, ganz abgesehen von Indien oder beispielsweise auch Indonesien. Alle Kategorien von Industriematerialien, wie Metalle, allen voran Kupfer und Aluminium, Kies, Sand, Öl, Gas und alle weiteren Energieformen werden auch weiterhin eine hohe Nachfrage erfahren. Schon allein deshalb, weil immer mehr Menschen in große Städte ziehen und am wachsenden Wohlstand teilnehmen wollen.

Wachsender Wohlstand bringt uns zum nächsten kommenden Boomsektor: der Landwirtschaft.

Die Landwirtschaft durchschritt in den letzten 10.000 Jahren mehrere Evolutionsstufen, so zum Beispiel von der Jäger- und Sammler-Kultur hin zu Acherbau und Viehzucht und weiter hinein in die Industrielle Revolution, die vor allem technisch zu großen wirtschaftlichen Verbesserungen im Agrarsektor führte.

In der Mitte des letzten Jahrhunderts setzte dann in weiten Teilen der Erde die so genannte “Grüne Revolution“ ein. Die Grüne Revolution brachte vor allem Verbesserungen im Bereich der Zucht immer ertragreicherer Pflanzensorten, die viele Länder damals vor dem Versorgungskollaps rettete. Die Weltbevölkerung stieg daraufhin sogar noch schneller an - bis zum heutigen Zeitpunkt. Das weitere Voranbringen noch ertragreicherer Sorten sowie die Schaffung größerer Anbauflächen konnten da nicht mithalten.

Ganz im Gegenteil: Auslaugung der Böden, immer mehr Hunger auf Fleisch und der Verlust von Anbauflächen zwecks der Gewinnung von Ökotreibstoffen oder Öko-Energie ließen die Lebensmittelpreise in den letzten Jahren immer weiter steigen, weil das Angebot nur noch schwerlich mit der steigenden Nachfrage Schritt halten konnte und kann.

So hat bereits im letzten Jahrzehnt die Weltbevölkerung in einigen Jahren mehr gegessen als produziert. In 2007 schrumpften die Lagerbestände aller Nahrungsmittel auf einen Vorrat, der den weltweiten Bedarf für 61 Tage gedeckt hätte. Das ist der zweitniedrigste jemals gemessene Wert.

Die Weltbevölkerung wird bis Mitte dieses Jahrhunderts von heute 6,7 Milliarden auf 9 Millarden Menschen anwachsen. Damit der Lebensmittelbedarf aller Menschen gedeckt werden kann, muss sich die Produktion von Nahrungsmitteln bis zum Jahr 2030 verdoppeln!

Weltweit wird sich der Fleischverbrauch bis 2050 noch einmal verdoppeln. Zur Erzeugung eines Kilos Schweinefleisch werden fünf Kilo Getreide benötigt, bei Rindern ist das Verhältnis noch gravierender. Allein der Verbrauch an Schweinefleisch in China stieg zwischen 1993 und 2005 pro Esser um 45%, von 24 auf 34kg pro Jahr. Weil demzufolge immer mehr Getreide als Viehfutter verwendet wird - und zur Herstellung von Biosprit - ist der jährliche weltweite Getreideverbrauch von 815 Mio. Tonnen im Jahr 1960 auf 2,16 Milliarden Tonnen im Jahr 2008 angestiegen. Ein weiterer Grund, warum schon bald sehr viel mehr Getreide gebraucht werden wird.

Die Folge ist zum Einen ein zunehmender Agrar-Kolonialismus, also das Pachten von Bodenflächen ausserhalb des eigenen Mutterlandes, wie es zum Beispiel China in Kamerun praktiziert (Buchtipp: Agrar-Kolonialismus in Afrika: Eine andere Landwirtschaft ist möglich von Uwe Hoering, erschienen im VSA-Verlag Hamburg).

Auf der anderen Seite - und nun kommen wir zum Grund der gesamten Ausführungen an dieser Stelle - die Preise für Weizen, Gerste, Soja, Mais, Reis und Co. werden sich zwangsläufig in den kommenden Jahren weiter nach oben entwickeln. Unsicherheiten bei den Themen Klimawandel, Energie und Dünger werden die Preiskurve immer weiter nach oben schnellen lassen. Profitieren auch Sie von dieser Entwicklung!


Hätten Sie’s gewusst?:

Der Energiebedarf eines Menschen teilt sich in den Basisbedarf = Grundumsatz und den Arbeitsumsatz.

Der Grundumsatz für einen Erwachsenen beträgt 4 kj (= 1 kcal) pro kg Körpergewicht (Normalgewicht) für jede Stunde.

Der Arbeitsumsatz richtet sich nach der Art und Intensität der körperlichen Leistung.
Während ein Büroangestellter einen Gesamtenergiebedarf von etwa 9.200 kj (= 2.300 kcal) pro Tag aufweist, können absolute Spitzensportler, Schwerstarbeiter, Extrembergsteiger etc. Werte von bis zu 10.000 kcal benötigen.


Der Spruch der Woche:

“Es besteht eine konstante Tendenz allen beseelten Lebens, sich so weit zu vermehren, dass die verfügbare Nahrung nicht ausreicht.“ - Charles Robert Darwin (* 12. Februar 1809 in Shrewsbury; † 19. April 1882 in Downe) war ein britischer Naturforscher. Er gilt wegen seiner wesentlichen Beiträge zur Evolutionstheorie als einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

Die nächste Ausgabe der Rohstoff-Woche erhalten Abonnenten am 11. Juli 2009.

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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