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Die Rohstoff-Woche - KW 18/2009: Die strahlende Bank

02.05.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Selbst in Zeiten von schlimmsten Finanzkrisen, tiefsten Konjunktureinbrüchen und einer Pleite nach der anderen gibt es tatsächlich noch strahlende Banken! Glauben Sie nicht? Nun, fangen wir mal soherum an:

Könnten Sie die aktuellen Atommächte, also diejenigen Staaten, die sich im Besitz der Atombombe befinden aus dem Stegreif heraus aufzählen?


Zunächst zur Definition einer Atommacht:

“Als Atommacht wird ein Staat bezeichnet, der über Kernwaffen verfügt und zusätzlich die geeigneten Trägersysteme besitzt, um die Kernwaffen militärisch einsetzen zu können.“

Dabei unterscheidet man im Allgemeinen drei verschiedene Kategorien:

• Atommächte im Atomwaffensperrvertrag (China, Frankreich, Russland, UK, USA),
• Atommächte außerhalb des Atomwaffensperrvertrags (Indien, Israel, Nordkorea, Pakistan) und
• Staaten mit vermutetem Atomwaffenprogramm (Iran, Syrien)


Was hat das Ganze jetzt nun mit Banken zu tun?

Hätte die formal Pleite gegangene Lehman Brothers ein - wie in obiger Definition einer Atommacht dargestelltes - geeignetes Trägersystem, könnte man sie eigentlich als kleine Atommacht bezeichnen.

Lehman besitzt nämlich noch über 220 Tonnen an Uran aus Termingeschäften von vor der Pleite. Etwa einen Monat vor der Pleite der New Yorker Traditionsbank erhielt diese die Lizenz für den Handel von Uran via Terminkontrakten. Lehman Brothers erwarb daraufhin 500.000 englische Pfund Uran, deren Lieferung nach der Pleite fällig wurden. Da zu diesem Zeitpunkt der Preis für das strahlende Material jedoch nur noch weniger als ein Drittel des Höchstpreises vom Juni 2008 betrug, entschied man sich, das Material zunächst nicht weiter zu verkaufen.

Und somit liegen diese 500.000 Pfund Uran noch immer in den New Yorker Lehman Kellern auf Lager. - Nein, natürlich nicht, das wäre ja gerade so, als hätten Sie eine Atombombe mitten in New York im Keller liegen, denn in etwa so viel benötigt man zum Bau einer schmutzigen Bombe oder um ein mittelgroßes Atomkraftwerk etwa ein Jahr am Laufen zu halten.

Laut dem Lehman-Vorstand lagern diese etwa 225 Tonnen an Standorten des kanadischen Bergbaukonzerns Cameco und des französischen Kraftwerksbetreibers Areva und sollen dort zunächst auch liegen bleiben, bis diese zu höheren Marktpreisen nach und nach abverkauft werden können.

Mal wieder eine gleichsam nette, wie auch obskure Geschichte aus der großen weiten Welt der Banken. Gerade anhand dieses Beispiels stellt sich dem gemeinen Leser dann doch hin und wieder die Frage, ob in unserem Finanzmarktsystem wirklich alles noch im rechten Lot läuft.

In der letzten Woche berichteten wir, dass China seine Goldreserven seit 2003 kontinuierlich aufstockt und mittlerweile die fünftgrößten Goldreserven aller Länder besitzt. Vergleicht man nun die Goldreserven mit den Währungsreserven, so deckt China gerade mal 1,5% seiner Währungsreserven mit Gold. In den USA liegt dieser Wert bei etwa 80%, in Frankreich, Italien und Deutschland bei 70%. Was würde nun passieren, wenn China diese Marke ebenso erreichen wollte? Das ist jetzt kein unrealistisches Phantasieszenario, denn führende chinesische Politiker ließen genau dieses Ziel verlautbaren. Sicherlich ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Puzzle-Teil hin auf dem Weg zu einem kommenden Goldboom.

Barclays Capital gab seinen Kunden in dieser Woche einige Empfehlungen heraus, im Bereich des Rohstoffmarkts weiterhin zu profitieren, für den Fall, dass die weltweiten Aktienmärkte ihren Aufwärtsdrang fortsetzen sollten. So soll man laut den Analysten von Barclays Capital möglichst aktuelle Outperformer wie die meisten Basismetalle, aber auch landwirtschaftliche Rohstoffe, allen voran Baumwolle meiden. Auch Gold sollte seine Verwundbarkeit bei steigenden Märkten wieder einmal beweisen.

Dagegen empfiehlt man für oben geschildertes Szenario den Einstieg in Bereiche, deren Fundamentals noch relativ schlecht aussehen, wie zum Beispiel Aluminium und Sojabohnen. Weiter abwarten sollte man laut der Meinung der Experten von Barclays Capital bei den Industriemetallen (allen voran Kupfer und Zink) und auch bei Rohöl, wo man erst für das zweite Halbjahr 2009 wieder eine positive Preisentwicklung erwarte.


Weitere Rohstoff-Nachrichten der vergangenen Woche:

Agnico Eagle musste zugeben, dass die Entwicklung des Kittila-Projekts auf Grund von metallurgischen Problemen langsamer fortschreitet als erhofft. Dies und erhöhte Kosten auf dem Meadowbank-Projekt führen dazu, dass sich die Kapitalkosten für 2009 von 450 auf 540 Mio. USD erhöhen.

Teck Cominco gab bekannt, dass man seinen 40%igen Anteil am Pogo-Projekt an den Joint Venture Partner Sumitomo verkaufen will. Damit steigen die Einnahmen aus Asset-Verkäufen innerhalb der letzten Monate auf insgesamt 720 Mio. USD.

Newmont Mining konnte für die Konstruktion der Mine auf dem Boddington Projekt Fast-Vollzug vermelden. Die Minenerstellung sei zu 95% abgeschlossen, der Produktionsstart wird für Mitte 2009 erwartet.

Alcoa gab bekannt, dass man die 45% des Joint Venture Partners BHP an der Suralco Aluminium- und Bauxit-Schmelze zu einem unbekannten Preis erwerben will. Die Suralco-Mine, die in Surinam liegt, produzierte im letzten Jahr 2.155 Mio. Tonnen Aluminium.

Denison Mines konnte für eines seiner kanadischen Uran-Projekte unglaubliche Urangrade von bis zu 20% vermelden. Bohrungen auf 680 Metern Länge eines insgesamt etwa 1,6 Kilometer langen Trends brachten in 400 Metern Tiefe 4 Meter mit 20% Urananteil zum Vorschein. Denison Mines hält über die lokale Firma Wheeler River Exploration insgesamt 60% an dem Projekt.


Zu guter Letzt der Spruch der Woche:

“Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren.“ - Albert Einstein (* 14. März 1879 in Ulm; † 18. April 1955 in Princeton, USA) war ein US-schweizerischer Physiker deutsch-jüdischer Abstammung. Seine Beiträge zur theoretischen Physik veränderten maßgeblich das physikalische Weltbild.

In diesem Sinne eine erfolgreiche Rohstoff-Woche!

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© Tim Roedel
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