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Die Rohstoff-Woche - KW 16/2009: Der Patient lebt noch!

19.04.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Basismetalle sind in diesem Jahr bei weitem der best-laufenste Rohstoffbereich, mit einem durchschnittlichen Preisplus von über 23%, wobei Kupfer seit Jahresbeginn mit Abstand am besten performen konnte. Das ist umso beeindruckender, wenn man sich die aktuellen makroökonomischen Rahmenbedingungen ansieht und straft all jene, die den Abschwung zum Ende des letzten Jahres nochmal so richtig anheizten - verbal und indem sie alles auf den Markt warfen, was sich auf die Schnelle zu Geld machen ließ. Richtig wäre gewesen, sich rechtzeitig zu positionieren, als beispielsweise mehrere chinesische Provinzen vor einigen Wochen verkündeten (die Rohstoff-Woche berichtete darüber mehrmals ausführlich), dass sie mehrere Millionen Tonnen der verschiedensten Basismetalle aufkaufen wollten.

Nun sind diese chinesischen Stützungskäufe sicherlich ein wichtiger Bestandteil dieses recht unerwartenden Aufschwungs vieler Basismetallpreise seit Jahresbeginn, immerhin wurde vorher noch nie soviel Kupfer importiert wie in den letzten Wochen - wobei auch die Importe der anderen Basismetalle sehr stark gewesen sind. Jedoch sind diese chinesischen Interventionen sicherlich nicht des alleinigen Rätsels Lösung für die aktuelle Erholungsphase im Basismetallbereich. Viele weitere Verarbeiter und Verbraucher von Kupfer, Nickel und Co. haben ebenfalls ihre Lager aufgefüllt, zum Einen auf Grund der Tatsache, dass die meisten Basismetallpreise in nur 6 Monaten einen derartigen Preiseinbruch erlebten, sodass diese Materialien wieder attraktiver erscheinten und zum Anderen, weil es tatsächlich Anzeichen zu geben scheint, dass sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen so langsam wieder verbessern könnten.

Obwohl die dunkelsten Nachfragetage jetzt wohl hinter uns liegen sollten, scheinen die Basismetalle noch nicht vollständig “über dem Berg“ zu sein. Höhere Preise verlocken viele Produzenten, ihre jeweiligen Minenprojekte wieder anzuwerfen (vor allem im Aluminiumbereich gibt es Anzeichen dafür), was den äußerst zerbrechlichen Basismetallmarkt allerdings wieder ins Wanken bringen könnte. Die aktuelle Rallye scheint noch immer schnelle Beine zu haben, das Schreckgespenst eines Re-Rebounds lauert aber noch immer hinter jeder Ecke.

Einen Vorteil haben Ölförderer in diesen Tagen: die Welt benötigt noch immer Millionen von Barrel jeden Tag - und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Gerade in Zeiten, in denen täglich Fabriken schließen müssen und der Verbrauch stark schwangt, kaufen Anleger wieder größere Mengen des so genannten “schwarzen Goldes“, in der Erwartung, dass der Erdöl-Durst in naher Zukunft wieder zurückkehren könnte. So konnte der Preis für Mai-Kontrakte für Brent Crude Oil wieder die 50 USD - Marke erklimmen, für den Juni sogar auf über 52 USD je Barrel klettern.

Erdölinvestoren sehen die klebrige, schwarze Masse als den ultimativen, sicheren Hafen überhaupt an und gehen spätestens in 2010 von einer wieder stark ansteigenden Nachfrage und damit auch von höheren Preisen aus. Und das, obwohl beinahe täglich davon berichtet wird, dass die Weltwirtschaft auch mit weniger Öl wie geschmiert läuft. Die US-Regierung berichtete in dieser Woche von der größten Lagermenge an Rohöl, seit 19 Jahren. Und sowohl die US-Regierung, als auch die Gemeinschaft ölexportierender Länder und die Welt-Energie-Behörde schraubten ihre Nachfrageerwartungen an Rohöl für das Jahr 2009 nochmals deutlich nach unten.

Vor ein paar Monaten hätten derartige Meldungen den Preis für Rohöl in die Tiefe gestürzt, heute jedoch werden Händler von steigenden Aktienmärkten und der generellen Hoffnung auf bessere Zeiten geleitet. Einen weiteren Grund für die Stützung des Ölpreises sehen viele Analysten auch darin, dass China aktuell Rohstoffe in rauhen Mengen einkauft, um weniger abhängig vom US-Dollar zu werden. Genau dieses Vorgehen würde laut Analystenmeinungen auch viele andere Investoren dazu animieren, ihre Ölläger jetzt zu füllen.

Auf der anderen Seite wird nun auch das Angebot immer mehr gedrosselt (wir berichteten bereits mehrmals ausführlich). Die OPEC, Russland und Mexiko drosselten den Ausstoß drastisch. Viele Öl- und Gas-Explorationsprogramme werden auf Eis gelegt. In Alaska wurde in dieser Woche die Expansion des örtlichen Explorationsprogramms für Öl und Gas einstweilen gerichtlich gestoppt, um das maritime Leben in der Region nicht zu gefährden.

Das nächste Treffen der OPEC-Staaten findet unterdessen am 28. Mai 2009 in Wien statt. Experten gehen davon aus, dass die Fördermengen weiter gekürzt werden sollen, um das Angebot weiter zu drosseln und das selbstgesteckte Ziel von 70 US-Dollar je Barrel wieder zu erreichen. Vielleicht sind es ja gerade auch diese Aussichten, die die aktuellen Käufe am besten erklären können.

Etwas gedrückt ist die Stimmung dagegen aktuell bei Gold-Investoren. Die aktuellen, eher deflationären Tendenzen drücken aufs Anlegergemüt und den Goldpreis unter 900 USD. Dennoch sollte man gewarnt sein, was einen weiteren Wertverlust des gelben Metalls angehen könnte. Die Hochfinanz testete bereits im letzten Jahr das Szenario eines medial ausgelösten Gold-Hypes. Damals noch in sehr kleinem Maßstab, die Folgen waren aber verheerend. Keine Bank konnte oder wollte mehr Gold verkaufen, die Nachfrage danach vervielfachte sich binnen Tagen.

Was würde nun erst passieren, wenn man Ernst machen würde, wenn man - gegebenenfalls mit Hilfe von immer schwacher werdender Papierwährungen - die mediale Maschinerie so richtig in Bewegung setzen würde? Warum glauben Sie, dass mittlerweile an fast jeder Straßenecke Goldaufkäufer wie Pilze aus dem Boden schießen? Denken Sie mal darüber nach, wir werden dieses Thema in den nächsten Wochen etwas genauer verfolgen und von allen Seiten beleuchten.


Zu guter Letzt der Spruch der Woche:

“Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ - Spruch aus dem Orient


Andererseits:

“Wenn Reden Silber ist, hat es wenig Sinn, Worte auf die Goldwaage zu legen.“ - Wolfram Weidner (*1925); deutscher Journalist

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© Tim Roedel
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