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Die Rohstoff-Woche - Kalenderwoche 15/2009: Sisyphos und die Rohstoffe

11.04.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Mit der Wirtschaft geht es abwärts! Bravo, nun hat es auch die Rohstoff-Woche erkannt! - werden Sie jetzt wohl denken. Nunja, ganz so ist es natürlich nicht, nur passte dieser Satz einfach am besten als Einleitung für die folgende Meldung.

Die deutsche Industrie verzeichnete im Februar diesen Jahres einen Rückgang der Produktion um 2,9% im Vergleich zum Vormonat und um ganze 23,7% im Vergleich zum Vorjahresmonat, also zum Februar 2008. Ein Produktionsrückgang um nahezu ein Viertel innerhalb eines Jahres in Friedenszeiten und das in einem Land mit traditionell starker industrieller Prägung! Die Bezeichnung “Katastrophe“ wäre wohl etwas zu glimpflich dafür. Weiter mit den Zahlen: Die Konsumgüterproduktion schrumpfte im Vergleich zum Vormonat Januar um 3,6% und die Produktion von Anlagegütern um 4,5%. Vor allem letztgenannte Hausnummer macht deutlich, dass Deutschland zuletzt mehr und mehr abhängiger vom Exportgeschäft war und demzufolge auch immer noch ist. Vor allem Firmen aus dem Maschinenbau, wie zum Beispiel die Krones AG - tätig im Bereich der Abfüllanlagen - müssen mehr und mehr um ihre Existenz fürchten.

Das obige Zahlenwirrwarr ist nur eines von vielen Gründen, warum auch viele Rohstoffpreise noch immer im Verfall begriffen sind. Vor allem industriell genutzte Materialien wie Kupfer, Nickel oder Aluminium stecken weiterhin in der Krise.

So sanken beispielsweise die nordamerikanischen Aluminium-Bestellungen im März 2009 um über 30% - im Vergleich zum März letzten Jahres. Und auch auf 6-Monats-Sicht sieht es mit einem Minus von 28,6% nicht besser aus.

Xstrata verkündete in dieser Woche, dass man den geplanten Start der Untertageförderung in der firmeneigenen Sinclair Nickel Mine in Australien zum August 2009 verschieben würde. Die Sinclair Mine nahm im Oktober 2008 die Übertageförderung auf und sollte Mitte diesen Jahres auch unter der Erde ausgebeutet werden. Auf Grund der sub-optimalen Marktbedingungen sieht man sich bei Xstrata nun gezwungen den Übertage-Abbau nur bis August weiterlaufen zu lassen und die erwähnte Untertage-Förderung zunächst einmal auszusetzen.

Neben 43 Millionen Tonnen eigenproduziertem Rohstahl, importierte China im März 2009 51 Millionen Tonnen Eisenerz, was einen Rekord für Eisenerzimporte innerhalb eines Monats darstellt. Für April erwartet die Macquarie Group allerings eine geringere Importrate, da zum Einen die Läger gut gefüllt seien und zum Anderen weiterhin fallende Stahlpreise mehr und mehr chinesische Stahlschmelzen an den Rand der Unwirtschaftlichkeit treiben.

Die Abwärtsdynamik beim Rohöl der Sorte Brent Crude scheint zunächst einmal gestoppt und die aktuelle Situation deutet auf eine Seitwärtsbewegung hin, denn charttechnisch lässt sich ein Seitwärtskanal definieren. Dieser wird nach oben durch die Widerstandszone um maximal 65 USD begrenzt und nach unten durch die charttechnischen Wendemarken um 37 USD und 34 USD, welche eine klar definierte Unterstützungszone bilden. Prallt der Kurs an einer dieser Begrenzungen ab, gilt jeweils die gegenüberliegende Marke als Kursziel.

Die Autoverkäufe in China erreichten im März die Marke von 1,1 Millionen verkaufter Fahrzeuge. Im Vorjahresmonat hatte diese Zahl noch bei 1,06 Millionen gelegen. Alles in allem verbuchte die chinesische Autobranche seit Februar diesen Jahres einen starken Anstieg der Automobilverkäufe, nicht zuletzt auch wegen starker Unterstützung von Seiten der chinesischen Regierung. So erfahren vor allem kleinere Fahrzeuge und Zwischenprodukte steuerliche Erleichterungen.

Chery Automobile Co., der Hersteller des in China best verkauften Kompaktwagens QQ vermeldete für den März den Verkauf von 35.000 Exemplaren, was den zweiten Verkaufsrekord hintereinander bedeutete. Auch Ford konnte mit seinem neuen Fiesta-Facelift für eine Belebung des chinesischen Automarktes sorgen.

Auch im Bereich Rohöl scheint der Bedarf Chinas wieder zuzunehmen. So wird für den Mai erwartet, dass BPs Ölpipeline Baku - Ceyhan etwa 870.000 Barrel pro Tag durchlaufen werden, eine Steigerung von 170.000 Barrel im Vergleich zum April. Ein kleines Mosaiksteinchen hin zu mehr Nachfrage im Rohölsektor.

Sergei Bogdanchikov, der Chef von Rosneft, einem der größten russischen Ölförderer verkündete in dieser Woche, dass die russische Ölindustrie bis 2013 über 80 Milliarden USD an Investitionen benötige, um auch weiterhin die russische Ölförderung auf einem akzeptablen Niveau zu halten. Dazu seien laut Bogdanchikov vor allem Steuererleichterungen für die russischen Ölförderer von Nöten. Hohe Ausfuhrzölle für Rohöl und Ölzwischenprodukte hätten Russland in den letzten Jahren weitestgehend unattraktiv für Investoren gemacht und seien der wohl entscheidenste Faktor für die gesunkenen Ölfördermengen in letzter Zeit.

Der in 2007 wegen Erdbebenschäden heruntergefahrene Atommeiler von TEPCO in Kashiwazaki-Kariwa in Zentraljapan sorgte seitdem für gestiegene Nachfrage nach Ölimporten. Damit könnte es nach Regierungsangaben bald vorbei sein, erwäge man doch, das Kraftwerk wieder ans Netz zu nehmen. Eine Entscheidung für oder gegen einen Restart von Meiler Nummer 7 soll spätestens nächste Woche fallen. Die Atomanlage von Kashiwazaki-Kariwa ist seit Anfang 2003 mit sieben Kernreaktoren und einer installierten Gesamtleistung von 8.212 MW das leistungsstärkste Kernkraftwerk der Welt. Am 16. Juli 2007 führte ein Erdbeben der Stärke 6,8 auf der Richterskala in der Region zu einem Transformatorbrand im Kernkraftwerk, der nach etwa zwei Stunden gelöscht werden konnte. Seitdem blieb die gesamte Anlage wegen der Erdbebenschäden des Niigata-Chuetsu-Küstenerdbebens abgeschaltet.

Unterdessen zeigte sich einige tausend Kilometer weiter westlich die iranische Regierung bereit, über die grundsätzliche Nutzung von Kernenergie mit den USA und der EU zu verhandeln. Entgegen früherer Absichten wollen nun auch die Vereinigten Staaten über eine für beide Seiten tragbare und akzeptable Lösung beraten.

Aus der Fülle aller genannten dieswöchentlichen Meldungen lässt sich eigentlich nur eines klar herauslesen: nämlich, dass überhaupt nichts klar ist. Viele gegensätzliche Angebots- und Nachfrageströmungen lähmen einen möglichen Aufschwung. Die Erreichung dieses Aufschwungs scheint einer Sisyphos-Arbeit gleichzukommen. Eines wird aber deutlich: ohne weitere Investitionen in den Rohstoffbereich könnte es – wie bereits mehrfach in der Rohstoff-Woche angedeutet – früher oder später zu einem plötzlichen Nachfrageüberschuss kommen, der die Preise für viele Rohstoffgruppen zeitweise stark ansteigen lassen könnte.

Zu guter Letzt der Spruch der Woche:

“Geld allein macht nicht glücklich. Es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu.“ - Danny Kaye (*18. Januar 1913 in Brooklyn, New York; †3. März 1987 in Los Angeles; eigentlich Daniel David Kaminsky) war ein US-amerikanischer Schauspieler, Komiker und Sänger.


Frohe Ostern!

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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