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Die Rohstoff-Woche - KW 06/09: Von geklärtem Gold und der eigenen Ölquelle im Garten

07.02.2009  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
In dieser sechsten Rohstoff-Woche 2009 sorgte vor allem ein Unternehmen für größere Schlagzeilen: Rio Tinto. Der Minengigant (nach Vale und BHP Billiton das drittgrößte Abbauunternehmen der Welt) sitzt auf einem Schuldenberg von knapp 40 Milliarden USD und mußte aus Liquiditionsgründen bereits mehrere Bergwerke verkaufen und 14.000 Mitarbeiter entlassen.

Da kommt das Angebot des chinesischen Metallkonzerns Chinalco gerade recht. Chinalco hatte bereits vor einem Jahr neun Prozent der Anteile an Rio Tinto übernommen und würde sein Engagement gerne auf bis zu 15% (maximaler Anteil, den die australische Aufsichtsbehörde für Auslandsinvestitionen genehmigt hat) aufstocken. Das könnte Rio Tinto bis zu 15 Milliarden USD an frischen Mitteln bescheren. Beim gegenwärtigen Kurs, der innerhalb eines Jahres etwa 75% an Wert eingebüßt hat freilich ein schlechtes Geschäft, aber in der Not – so sagt ein altes Sprichwort - frisst der Teufel Fliegen.

Die Absichten der Chinesen scheinen dabei mehr als eindeutig. Man will sich vor allem (Mehrheits-)Rechte an lukrativen Minenprojekten sichern, an die man nur über den Ausbau des Aktienpaketes bei Rio Tinto herankommen kann. Und da kommen 40 Milliarden Dollar an Schulden als Druckmittel natürlich gerade recht. Eine Übernahme des Konzerns durch BHP Billiton scheint dagegen nunmehr wohl endgültig vom Tisch. Zur Erinnerung, BHP Billiton wollte Rio Tinto in 2008 für etwa 75 Milliarden Britsche Pfund (damals umgerechnet etwa 150 Milliarden USD) übernehmen. Rio Tintos Management errechnete einen Wert von 230 Milliarden USD und lehnte BHP Billitons Angebot als ungenügend ab. Wir bleiben an dieser Story weiterhin dran.

Wasser aus Luft, Öl aus Müll, Gold aus Kupfer. Dies und noch viel mehr versprechen immer mal wieder mehr oder weniger seriöse Firmen. Bislang sind Versuche das Jeweilige umzuwandeln nie über das Versuchs- und Promotionstadium hinausgekommen. Aber was würden Sie sagen, wenn sich aus Ihren Gartenabfällen Kohle und Öl herstellen ließen? Gibt’s nicht? Gibt’s! Die deutsche Firma SunCoal Industries stellt SunCoal her - erneuerbare Kohle aus Biomasse. Im firmeneigenen Werbeprospekt heißt es dazu: “SunCoal ist erneuerbarer Kohlenstoff für die energetische und stoffliche Verwertung - CO2-neutral. Die Vision von SunCoal Industries GmbH ist die wirtschaftliche Verwertung von Biomasse im industriellen Maßstab.“

Dahinter steckte ursprünglich eine Versuchsreihe der Uni Berlin, innerhalb derer es gelang in lediglich 12 Stunden mittels Dehydratisierung von Biomasse bei Temperaturen von ca. 200 Grad Celsius und einem Druck von etwa 20 bar, das zu erreichen, wofür die Natur Millionen von Jahren benötigt - aus Gartenabfällen Kohle herzustellen. Daraus enwickelte sich rasch die Idee das Verfahren patentrechtlich zu sichern und in eine rechtliche und wirtschaftliche Hülle einzubringen, eben SunCoal Industries. Nun werden Sie sagen, “ja, tolle Idee für eine weitere Abzocke“. Ganz so einfach scheint die Sache aber nicht, immerhin konnte SunCoal Industries mit ihrer Idee in 2008 den Gründerwettbewerb der WirtschaftsWoche gewinnen. Mehrere Dokumentationsbeiträge auf namhaften Fernsehkanälen tun ihr Übriges.

SunCoal Industries plant weltweiter Technologieführer in der Entwicklung von Biomasse-zu-Kohle Anlagen und in Deutschland Marktführer im Betrieb dieser zu sein. Hierzu sollen ausgehend vom Standort in Brandenburg verschiedene Standorte erschlossen und die Technologie durch Forschung & Entwicklung stetig weiterentwickelt werden. Aktuell arbeitet man daran, herauszufinden, zu welchem Zeitpunkt sich während des Umwandlungsprozesses von den Abfällen zu Kohle der “Übergangsstoff“ Öl bildet.

Alles in allem eine spannende Sache, die, wenn der letzte Durchbruch auch noch gelingen sollte und sich das gesamte Verfahren industriell und wirtschaftlich sinnvoll umsetzen läßt, vor allem für rohstoffärmere Länder wie Deutschland oder Japan mehr Unabhängigkeit von Rohstoffen wie Öl oder Kohle bedeuten könnte.

SunCoal Industries ist aktuell (noch) nicht börsengelistet. Weitere Informationen zum kurz beschriebenen Verfahren finden sich auf der Homepage der Firma: SunCoal.

Apropos Japan und seine Rohstoffknappheit: Eine Kläranlage in Nagano verzeichnet momentan rekordreife Goldfunde. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, konnte die Kläranlage kürzlich 1,9 Kilogramm Gold aus einer Tonne Asche, die aus verbranntem Schlamm entsteht, gewinnen. Im Vergleich dazu liefert Japans Hishikari-Mine, immerhin eine der profitabelsten Goldminen der Welt, “nur“ 20 bis 40 Gramm Gold pro Tonne Gestein. Die Gegend um Nagano beherbergt viele Firmen, die Präzisionswerkzeuge für die Industrie herstellen und innerhalb des Produktionsprozesses Gold verwenden. Für die Firmen selbst lohnt sich das Sammeln der Goldpartikelchen, die nur den Bruchteil eines Gramms wiegen, nicht. Gesammelt in der Kläranlage schon eher.

Vielleicht sollte die Kläranlage ihre Goldbestände noch ein bisschen behalten. Geht es nach den meisten Rohstoff-Experten, wird Gold in 2009 wieder über die Marke von 1.000 USD je Unze klettern. Viele Anzeichen sprechen sicherlich dafür, vor allem der Sicherheitsaspekt, den viele Anleger in Krisenzeiten im Gold sehen. Das muss freilich noch lange nicht heissen, dass es auch so kommt, denn im Allgemeinen kommt es anders als die meisten denken. In 2008 konnte eine Anlage in Gold auf Ganzjahressicht die Ersparnisse konservieren, wie es in 2009 wird bleibt abzuwarten. Dan Quayle (von 1989 bis 1993 44. Vizepräsident der Vereinigten Staaten unter George H. W. Bush) sagte einmal “Morgen wird die Zukunft besser sein“. - Wollen wirs hoffen!

Dazu passend - wenn auch in eher gegensätzliche Richtung - zu guter Letzt noch der Spruch der Woche:

“Banken sind gefährlicher als stehende Armeen“ - Thomas Jefferson (dritter Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1801-1809)).

Dazu passt auch ein Interview mit dem Firmenchef des Gummibärenherstellers Haribo, welches ein bisschen die Überheblichkeit der Bankenbranche widerspiegelt: Haribo

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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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