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Die Rohstoff-Woche - KW 41: Ausverkauf(t)

11.10.2008  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Das große Beben, von dem wir in unserer letzten Ausgabe berichteten scheint sich nun doch nur als Vorbeben herauszustellen. Seit letzter Woche mussten weitere Banken dicht machen, beziehungsweise wurden sie unter staatliche Kontrolle gestellt. So unter anderem auch die drei größten Banken Islands, von deren Verstaatlichung vor allem deutsche Kunden der Kaupthing Bank betroffen sind, wo die Konten von etwa 30.000 deutschen Kunden mit einem Vermögen von mehr als 300 Millionen Euro erstmal auf Eis gelegt wurden.

Alles in allem wird das wohl auch den isländischen Staat in den Bankrott führen, sollte man nicht Hilfe vom Internationalen Währungsfonds erhalten. Die isländische Krone ist nur noch etwa 30% dessen Wert, was sie vor einem Jahr kostete. Übrigens steht auch Ungarn kurz vor der Pleite.

Der Ausverkauf von Wertpapieren an den weltweiten Börsen geht unterdessen weiter. Alle wichtigen Indizes verzeichneten in der vergangenen Börsenwoche Verluste im zweistelligen Prozentbereich. Die Börsen in Island, Indonesien und Russland wurden für eine begrenzte Zeit erstmal zugesperrt um die Anleger vor weiteren unkontrollierten Kursrutschen zu schützen. Ob diese Taktik aufgeht ist natürlich mehr als fraglich.

Von einem Ausverkauf zum nächsten Ausverkauf: Nahezu alle Edelmetallhändler melden im Moment, dass sie schlichtweg ausverkauft sind, zumindest für gängige Anlagemünzen und –barren im Goldbereich. So sind eigentlich alle Goldbestände unterhalb des ein Kilo Barrens restlos vergriffen, eine Folge der Panik an den Börsen und auch eines gewissen Trommelns im Mainstream. Wobei auch hier unterschieden werden muß: Während die privaten deutschen Mainstream-Medien dazu raten in Gold zu gehen, gehen die öffentlich-rechtlichen dazu über von Gold abzuraten, da der Goldpreis aktuell zu volatil sei. Ob da nicht eine gewisse Kontrolle des Staatsapparates dahintersteht? Eigentlich sollten Medien ja frei sein, in Zeiten untergehender Banken und der Angst der Regierung vor ihren eigenen Bürgern - aktuell der Angst davor, dass alle zu ihrer Bank rennen, ihre sämtlichen Ersparnisse abziehen und in Gold stecken könnten - darf man zumindest vermuten, dass dieser Grundsatz nicht mehr uneingeschränkt gilt.


Was macht nun eigentlich die Politik?

Sah man sich am Donnerstag die Sendung “Sparer schützen, Banken retten - reicht Merkels Geld für alle?“ der Talkrunde “Maybritt Illner“ an, so konnte man von Seiten der dort anwesenden Politiker Heil und Fricke zwar den Versuch einer objektiven Diskussion vernehmen, mußte aber auch immer wieder parteipolitische Streitigkeiten erleben, und das in einer Krise wie wir sie aktuell haben! Sehr Konstruktives kam dagegen von Börsenmakler Dirk Müller, der zwar manchmal zu größerer Panikmache neigt (“mit der Wahrscheinlichkeit von 70% wird uns unser komplettes Finanzsystem um die Ohren fliegen“), sich aber sehr bemühte, Licht ins Dunkel zu bringen und dem einfachen Bürger gewisse Zusammenhänge näher zu bringen.

Alles in allem war er es auch, der klipp und klar die Situation so einschätzte wie sie sich tatsächlich darstellt, wobei der Rest der Diskussionsrunde immer wieder beschwichtigte und etwas um das Thema und mögliche desaströse Konsequenzen herum redete. Schreckensszenarien passen eben nicht - wie oben bereits erwähnt - in die heile Welt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Alles in allem aber eine recht interessante Veranstaltung, die Interessenten unter folgendem Link nochmals anschauen können: ZDF Mediathek.

Kommen wir zum Thema Rohstoffe zurück und vergegenwärtigen wir uns die angesprochene Situation, dass vor allem Gold nahezu ausverkauft ist und interessierte Anleger Wartezeiten bis weit ins nächste Jahr hinein hinnehmen müssen, so sollten wir uns die Frage stellen, warum dann eigentlich der Goldpreis nicht schon längst explodiert ist. Nun ja, teilweise lässt sich das sicherlich mit der Aufwertung des Dollar im letzten viertel Jahr erklären. Dieser gewann gegenüber dem Euro um immerhin rund 15% hinzu. Ein weiterer Grund ist im sogenannten Deleveraging, d.h. dem undifferenzierten Verkauf von Vermögensanlagen zur Schaffung von Liquidität zu suchen. Wann der Deckel endlich wegfliegt bleibt dagegen erstmal offen.

Zwei Dinge sollte man sich aber in diesem Zusammenhang noch vor Augen führen:

Erstens, würde man wollen, dass Anleger mehr Gold kaufen würden, dann müßten die Notenbanken lediglich mehr Gold aus eigenen Beständen freigeben. Das tut man aber nicht, weil man ungern bald wertloses Papier gegen eigene Goldbestände eintauschen will.

Und zweitens: Frankreichs Staatspräsident Sarkozy forderte eine “Neugründung des Weltfinanzsystems“, nämlich ein System fester Wechselkurse mit Goldbindung. Also quasi nichts anderes als eine weltweit gültige Währung, die auf Gold basiert. Und damit wären wir beim immer wieder beliebten Goldstandard, den nun also schon der erste Mann der sechstgrößten Wirtschaftsmacht der Welt fordert.

Kräftig zerlegt hat es diese Woche die Industriemetalle, die durch die Bank zweistellige Verluste hinnehmen mußten. Besonders beunruhigende Meldungen kamen in diesem Zusammenhang aus China, wo auf Grund von umwelttechnischen Problemen in Hechi City, in der Guangxi-Provinz einige der größten Blei- und Zink-Schmelzen des Landes auf unbestimmte Zeit geschlossen werden mußten.

Chinas Rohstoffbranche lahmt seit Beginn der Olympischen Spiele von Peking und konnte ihr damals zwangsweise angeordnetes Tal der Tränen noch nicht wieder verlassen. Jedoch wird die chinesiche Regierung früher oder später wieder handeln und damit die eigene Wirtschaft wieder nachhaltig ankurbeln müssen, möchte man ein soziales Desaster verhindern. Noch immer drängen jeden Tag tausende neuer Arbeiter in die größeren Städte auf der Suche nach Arbeit.

Sollte die chinesische Wirtschaft nicht wieder ins Laufen kommen wird diese Situation zu einem Pulverfass werden, wie man es sich heute wohl noch gar nicht vorstellen kann. Programme zur Stabilisierung der eigenen Wirtschaft sind indessen bereits angelaufen. Wie sich diese angesichts einer drohenden weltweiten Rezession entwicklen werden, wird sich wohl erst in einigen Monaten zeigen.

Ein Blick auf den Optionsmarkt zeigt derweil, dass sich die Stimmung wohl nur bei Kupfer und Nickel langsam wieder zu drehen scheint. Bei Kupfer betrug das Verhältnis von Calls zu Puts am Donnerstag Abend etwa 1,5 zu 1, bei Nickel etwa 11 zu 1. Bei allen anderen Industriemetallen zeigt die Grundstimmung weiterhin nach unten (zumindest wenn man die Optionsaktivitäten als Maßstab heranzieht).

Erinnern Sie sich noch an die Mär vom Schurkenstaat Iran und dass man diesen bösen Buben mit allen Mitteln boykottieren müsse? Wie passt dazu die Tatsache, dass gerade die USA in diesem Jahr bereits 1,5 Millionen Tonnen Weizen an den Iran verkauft haben. Gilt ein Boykott nur für alle außeramerikanischen Staaten oder wie ist das Ganze aufzufassen? Der Iran bezog übrigens das erste mal seit 27 Jahen wieder Weizen aus den USA, da andere Quellen, wie zum Beispiel Australien auf Grund von hohen Ernteausfällen nicht genügend Weizen in den nahen Osten exportieren konnten. Auch an diesem Beipiel zeigt sich die gespaltene Zunge, mit der der weiße Bruder aus Washington gerne redet.

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Machen Sie deswegen immer Ihre eigene Recherche, Sie werden überrascht sein, was Sie dabei alles herausfinden werden.

Die Agrarrohstoffe sollten also im Allgemeinen in der Zukunft relativ gut performen, vor allem essentielle Nahrungsmittel wie Weizen, Soja, Mais oder auch Fleisch aller Art. Gründe hierfür wurden in den letzten Ausgaben der Rohstoff-Woche genannt.

Am Anfang der gesamten Wertschöpfungskette im Agrarbereich steht aber noch immer der Boden, der allerdings von steigendem Ertragsdruck und dadurch verbunden von höherer Düngung nicht viel besser wird.

Deswegen wird man in Zukunft vor allem mit Firmen, die sich auf die Wiederaufbereitung von ausgelaugten Böden spezialisiert haben überdurchschnittlich profitieren können. Aktuell existieren in diesem Bereich nur sehr wenige brauchbare und vor allem auch börsennotierte Unternehmen, da das Thema bisher noch nicht als so dringlich erachtet wird, als dass man es betrachten sollte.

Eine Firma, die sich der Wiederaufbereitung von überdüngten Flächen verschrieben hat, ist Soil Biogenics Ltd. (FSE: WKN 213768), die vor allem in Russland und Spanien tätig ist. So bekam Soil Biogenics 2006 den Auftrag, alle Parkanlagen Moskaus wieder aufzubereiten. Aktuell arbeitet man daran, in allen 48 weiteren russischen Millionenstädten ähnlich erfolgreich Fuß zu fassen. Außerdem sind weitere Millionenstädte in Asien Ziel für die Unternehmungen von Soil Biogenics. Der Markt für die eigenen Produkte PIKSA und AKTIVIT scheint dabei unbegrenzt.

Als First-Mover hat Soil Biogenics den Vorteil, von einem enormen Forschungsvorsprung zu profitieren. Die Marktkapitalisierung liegt bei etwa 5 Mio. Euro, Soil Biogenics erwartet für 2008 Verkaufserlöse von knapp 10 Mio. US$. Dem interessierten Anleger sei wiederum eine eigene Recherche zu Soil Biogenics und anderen Firmen aus diesem Bereich nahegelegt.


© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche





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