Kann Vale den Schweizer Rohstoffkonzern Xstrata übernehmen?
Der Schweizer Rohstoffkonzern Xstrata (ISIN GB0031411001, WKN XTAN), bekannt durch seine aggressive Einkaufspolitik, steht derzeit selbst auf der Einkaufsliste der Wettbewerber. Als potentielle Interessenten gelten Anglo American und vor allem die brasilianische Compania Vale do Rio (Vale).
Die Gerüchteküche brodelte schon seit einigen Wochen. Seitdem gab es immer wieder Meldungen über potentielle Käufer für Xstrata. Selbst das Management mit Sitz in Zug in der Schweiz bestätigte Gespräche mit Interessenten. Die brasilianische Vale prescht nun nach vorne.
In der letzten Woche reiste Vales Finanzchef Fabio Barbosa nach London, um mit verschiedenen Banken die finanziellen Aspekte einer Offerte zu besprechen. Es geht um ein Finanzpaket in Höhe von 50 Mrd. USD. Das Bankenkonsortium wird angeführt von der HSBC.
Mit im Boot sitzen Santander, BNP Paribas, Lehman Brothers, Credit Suisse und die Citigroup. CEO Roger Agnelli traf zwischenzeitlich Luiz Inácio “Lula“ da Silva, den brasilianischen Präsidenten. Ohne die Regierung, die fast 53% der Aktien von Vale kontrolliert läuft gar nichts.
Experten zweifeln allerdings, ob es überhaupt zu einer erfolgreichen Offerte für Xstrata kommen wird. Im derzeit schwachen Marktumfeld dürfte es für Vale, die weltweit größte Minengesellschaft nach BHP Billiton, schwierig werden, eine solche Übernahme auf die Beine zu stellen.
Hinzu treten Hindernisse aus der brasilianischen Heimat. Hohe Regierungsbeamte bezeichnen den bis zu 100 Mrd. USD teuren Deal als zu kompliziert und nicht im Sinne Brasiliens. Es bestünde die Gefahr von Arbeitsplatzverlusten und einer Verwässerung für die Brasilianer. Außerdem müsse Vale derzeit zu viel für Xstrata bezahlen.
In der Zwischenzeit gibt es Meldungen aus dem Umfeld von Xstrata, die von JP Morgan Cazenove beraten werden, über Gespräche mit weiteren Interessenten. Auch Direktoren von Glencore International, die 35% an Xstrata halten, sollen sich unverbindlich mit der russischen Rusal und chinesischen Vertretern getroffen haben.
Das Ganze zeigt die hohe Nervosität in der Rohstoffbranche. Die Ankündigung von BHP Billiton im letzten November, den Wettbewerber Rio Tinto kaufen zu wollen, rüttelte die Branche endgültig wach. Seitdem ist nichts mehr unmöglich, jeder spricht mit jedem.
Eines ist wohl sicher: die Konsolidierung in der Rohstoffbranche schreitet unaufhaltsam voran. Aktionäre können dem Ganzen wohl gelassen gegenüber stehen. Sie sollten letztendlich die Profiteure dieser Entwicklung sein.