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Die Rohstoff-Woche - Ausgabe 01/2011: Uran-Boom reloaded

15.01.2011  |  Tim Roedel (Rohstoff-Woche)
Zunächst einmal möchte ich Ihnen für das neue Jahr 2011 noch recht viel Gesundheit und viel Erfolg wünschen!

Ein weitestgehend erfolgreiches Jahr 2010 liegt hinter uns. Was mag das Jahr 2011 für uns Anleger bereithalten? Neben der Eurokrise dürfte uns in 2011 vor allem der Rohstoff-Markt weiter beschäftigen. Und das wohl im positiven Sinne. Denn Gold, Silber, Kupfer, Rohöl und Uran sind die Rohstoffe, die in 2011 besonders von einer weiter erstarkenden Wirtschaft – allen voran in den Schwellenländern Brasilien, China, Russland, Indien und Indonesien – profitieren können und werden.

Vor allem die wiedererstarkten Uranwerte stehen in 2011 vor einem weiteren Push. Dafür sprechen aber nicht unbedingt die konträren ökologischen Bedenken, sondern knallharte wirtschaftliche Fakten. Während man in Deutschland vor allem Sicherheitsbedenken äußert, ist China schier dazu gezwungen, seine Kernkraftkapazitäten auszubauen. Das Reich der Mitte befand sich vor wenigen Jahrzehnten quasi noch in einer Art kommunistischer Steinzeit. Aus dem kommunistischen Mantel konnte man sich zwar bislang noch nicht gänzlich lösen, die Steinzeit hat man aber in weiten Teilen des Riesenreiches längst hinter sich gelassen.

Chinas Bevölkerung strebt nach Wohlstand und will diesen aber auch möglichst rasch erreichen. Das bedeutet nichts anderes, als dass die chinesische Regierung dazu gezwungen ist, die Infrastruktur auszubauen, effizientere Wohnmöglichkeiten zu planen und zu realisieren und allen voran eine schier unvorstellbare Menge an neuer Energie bereitzustellen. Der häufig kritisierte Drei-Schluchten-Staudamm kann dazu nur einen geringen Anteil leisten.

Und auch andere regenerative Energien wie die Windkraft oder Solarstrom lassen sich weder kostengünstig noch rasch in großer Menge realisieren. Nur die Nuklearenergie kann in einer überschaubaren Zeitspanne von höchstens 10 Jahren die neu benötigte Menge an Energie bereitstellen. Und vor allem auch einen Ausgleich zu den teureren, meist ineffizienten und umweltschädlichen Kohlekraftwerken, die ja das Hauptproblem für Chinas schlechte CO²-Bilanz sind, leisten. Die Kernkraft ist in China zum aktuellen Zeitpunkt also alternativlos.

Dies hat das Riesenreich natürlich längst erkannt und sichert sich seit geraumer Zeit sowohl ausländische Uranprojekte oder zumindest Beteiligungen daran, als auch physisches Uran durch Direktkäufe oder mittels mittel- bis langfristig ausgelegter Lieferkontrakte.

So schloss China im Juni 2010 gleich 11 Urandeals mit kanadischen Unternehmen ab. Allein mit dem Marktführer Cameco schloss man einen Liefervertrag für 10.000 Tonnen Uran für die nächsten 10 Jahre ab. Bislang gingen Schätzungen davon aus, dass China in diesem Jahr etwa 5.000 metrische Tonnen Uran aufkaufen wird. Das wäre etwa ein Zehntel der gesamten diesjährigen Produktionsmenge und das obwohl China gerade einmal ein Vierzigstel der weltweiten Atomanlagen betreibt. China hortet also Uran, um es für seine zukünftigen Atomanlagen in Reserve zu haben.

Wie gesagt, bislang ging man von diesen Zahlen aus. Denn Anfang November 2010 vermeldete der weltgrößte Atomanlagenbauer AREVA, dass man der China Guangdong Nuclear Power Corp in den nächsten 10 Jahren weitere 20.000 Tonnen Uran liefern werde.

Wobei das wichtigste an dieser Meldung eigentlich der Lieferpreis ist: denn der liegt pro Pfund Uran bei sagenhaften 79 USD! Zum Vergleich: seit Anfang August 2010 stieg der kurzfristige Spotpreis für ein Pfund Uranoxid von 40,50 USD auf aktuell 66,00 USD je Pfund. Das ist für den arg gebeutelten Uranmarkt eigentlich schon eine sensationelle Performance, aber allein dieser Kontrakt zwischen China und AREVA zeigt bereits die Richtung vor, in der der Uranpreis in den kommenden Jahren laufen dürfte.

Wie oben beschrieben benötigt China eine Unmenge an zusätzlicher Energie und damit auch an leistungsstarken Atomkraftwerken. Das scheint klar zu sein, aber warum kauft China nun mehr Uran zu, als ursprünglich beabsichtigt? Der Grund dafür ist denkbar einfach: Bisher hatte die Zentralregierung in Peking beabsichtigt, bis ins Jahr 2020 insgesamt 70 Gigawatt an nuklearer Energieleistung zu besitzen (aktuell 8,6 GW). Dazu würde man etwa 60 neue Reaktoren benötigen.

Bis 2030 sollten dann weitere 100 Reaktoren gebaut und ans Netz gebracht werden. Anfang November verkündete Chinas Entwicklungsministerium jedoch, dass man nun bereits bis 2020 eine Kernkraftkapazität von 112 Gigawatt erreichen wolle. Das ist im Vergleich zu vorher ein geplanter Anstieg um 60% und im Vergleich zur aktuellen Kapazität ein Anstieg von 1.144%. Noch mehr Kernkraftwerke benötigen noch mehr Uran und deshalb kauft China bereits mehr zu, als die geschätzten 5.000 metrischen Tonnen.

Übrigens: Das Gros der chinesischen Energieproduktion kommt noch immer aus Kohlekraftwerken. Chinas Nachfrage nach Energie überschritt in 2010 die Marke von 4,17 Billionen Kilowattstunden. Der kommende 5-Jahres-Plan sieht bis 2015 eine Nachfrage von 6,27 Billionen Kilowattstunden vor. Bis 2020 soll diese Zahl gar bis auf 8,2 Billionen Kilowattstunden steigen. Aktuell besitzt China eine Kapazität von etwa 950 Millionen Kilowatt. Um die angestrebten Ziele zu erreichen muss diese bis 2020 auf 1,885 Milliarden Kilowatt verdoppelt werden. Um den Anteil an CO² zu reduzieren ist demnach dringend ein Umstieg von Kohle auf Atomstrom notwendig.

China ist und bleibt deshalb der Preistreiber bei Uran. Dass das Riesenreich durchaus in der Lage sein wird, die angestrebten Wachstumsziele im Bereich der Atomkraft bewältigen zu können, hatte ich Ihnen am Beispiel der „Nuclear Power City" ja bereits ausführlich dargestellt.

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Das Zitat der Woche:

"Das Reden von der Ankurbelung der Wirtschaft hat eine wichtige Funktion: den Eindruck zu verbreiten, dass etwas getan und nicht einfach nur abgewartet wird, bis sich die Dinge von selbst wenden - das Gleiche gilt übrigens für den Regentanz der Hopi-Indianer." - Niklas Luhmann (* 8. Dezember 1927 in Lüneburg; † 6. November 1998 in Oerlinghausen) war ein deutscher Soziologe, Philosoph, Jurist, Verwaltungsbeamter und Gesellschaftstheoretiker.

Als einer der Begründer der soziologischen Systemtheorie gilt Luhmann als transdisziplinärer Sozialwissenschaftler. Seine zahlreichen Publikationen thematisieren philosophische, linguistische, literatur- und medienwissenschaftliche, juristische, ökonomische, biologische, theologische und pädagogische Probleme.

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© Tim Roedel
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