Die Rohstoff-Woche - KW 39/2010: Gold strahlt über allem! - Wie lange noch?
Gibt nun der USD gegenüber den jeweiligen Währungen nach, dann wird auch die Feinunze zunächst weniger wert; man kann also weniger Maschinen etc. dafür kaufen, da man pro USD weniger Einheiten in der Landeswährung erhält. Aktuell erleben die Produzenten gerade den gegenteiligen Effekt: Der Dollar ist gestiegen, sie haben also zunächst einen größeren Gegenwert in Landeswährung. Weil aber sowohl Gold als auch Rohöl in USD fakturiert werden und die Produzenten je nach Wechselkursentwicklung entsprechend mehr oder weniger Cash zur Verfügung haben, um ihre Kosten in Landeswährung zu bezahlen, erhöhen oder vermindern sie ihre Produktion mit der Folge, dass der Preis sinkt bzw. steigt, bis ein Ausgleich erreicht ist.
Unterm Strich ändert sich also aus der Perspektive des Produzenten in lokaler Währung - analog aus der Sicht eines Euro-Investors - eigentlich nichts. Beim Rohöl ist der Effekt noch besser zu erkennen, da hier noch mehr betriebswirtschaftliche Einflüsse bestehen als beim Gold. All diese Zusammenhänge und Tatsachen sollen jedoch den Schritt über die 1.300 USD - Marke nicht schmälern. Ganz im Gegenteil, dieser könnte sogar Signalwirkung für die Überwindung weiterer 100 USD - Marken haben.
Weiterhin stark zeigt sich auch Silber. Es übersprang am Freitag die Marke von 21,36 USD und konnte damit ein 30-Jahres-Hoch markieren. Getrieben wird der Silberpreis vor allem von großen Käufen von Seiten der Schmuckindustrie (Stichwort Heiratssaison in Indien) und Spekulationen über eine allmähliche Aufhellung der allermeisten Volkswirtschaften. Zusätzlich dazu hatte Silber gegenüber dem starken Goldpreis enormen Aufholbedarf, der sich noch weiter bis in Richtung der 25 USD - Marke fortsetzen könnte. Sollte der Goldpreis ebenso weiter anziehen, so wird auch Silber weiter an Boden gewinnen. Charttechnisch gesehen sind jedoch beide Edelmetalle (Gold und Silber) stark überkauft, weswegen ich persönlich in den kommenden Tagen bei beiden Metallen mit einem Rücksetzer rechne.
Während bei uns über die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken heftig diskutiert wird, Proteste von "Berufsrevolutionären" organisiert werden und in den Rathäusern Unterschriftslisten gegen den Bau neuer Kraftwerke in der benachbarten Tschechischen Republik ausliegen, wissen andere Nationen genau, dass es in den kommenden 20 Jahren noch nicht ohne die Atomkraft gehen wird. Sofern man nicht pro Kilowattstunde Strom bis zu 20 Eurocent mehr bezahlen will.
Auf diesen Betrag kommt unter anderem auch der Spiegel in seiner neuesten Ausgabe. Doch zurück zur eigentlichen Atomkraft. Kuwait hat nun den Bau von vier Kernreaktoren in Angriff genommen. Bereits ab Januar des kommenden Jahres wird mit dem Bau begonnen. China, die aktuell am schnellsten wachsende Atommacht verbraucht aktuell etwa 1.700 Tonnen Uran jährlich in seinen bis dato wenigen Atomreaktoren. Das Land rechnet bis zum Jahr 2020 jedoch mit dem zehnfachen Bedarf, also 17.000 Tonnen Uran. Selbst kann das Reich der Mitte diese Menge jedoch nicht fördern. Mindestens die Hälfte, also 8.500 Tonnen müssen aus dem Ausland ins Land geholt werden.
Gerade deshalb ist China bereits seit mehreren Jahren bemüht, eigene Vorräte im Ausland anzulegen. Dies geschieht zum Teil mit Übernahmen, Minderheitsbeteiligungen an Urangesellschaften oder direkten Zukäufen von Branchenriesen wie Cameco. Sowohl China als auch Cameco kaufen momentan größere Mengen U3O8 an den internationalen Spot-Märkten, da der Uran-Preis relativ moderat ist. Überlegen Sie, selbst ein großer Uran-Produzent wie Cameco kauft momentan von seinen Konkurrenten noch Uran zu!
Es stellt sich einem zwangsläufig die Frage, warum solche Konzerne das überhaupt tun. Nun ja, langfristig gesehen wird sich die Uran-Nachfrage und das Uran-Angebot die Waage halten. Kurzfristig gesehen wird es aber mit einer an 100% grenzenden Wahrscheinlichkeit zu einem starken Angebotsdefizit kommen. Der Grund dafür liegt einfach darin, dass selbst in Zeiten des Uran-Booms vor etwa zwei Jahren viel zu wenig in Uranminen, vor allem in neue Uranminen investiert wurde. Die Nachfrage nach Uran wird in den kommenden Jahren das Angebot bei weitem übersteigen. Wer sollte diese Zusammenhänge besser kennen als ein Major wie Cameco? Wenn die Nachfrage das Angebot stark überragt, dann muss es zwangsläufig zu Preiserhöhungen kommen. Und das wissen die Majors genau. Deshalb kaufen aktuell sogar sie noch mehr Uran zu, um es zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend weiter verkaufen zu können.
Ebenso wie Gold und Rohöl konnten auch die Industriemetalle in den vergangenen Tagen vor allem von einem schwächelnden US-Dollar profitieren. Trotz mangelnder Wirtschaftsdaten beziehungsweise Impulse aus dem größten Importland China konnten sowohl Kupfer als auch Aluminium neue 5-Monats-Hochs verbuchen. Doch auch hier gilt dasselbe wie bei den Edelmetallen Gold und Silber: Charttechnisch sowie aus fundamentaler Sicht ist eher mit einem Rücksetzer denn mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.
Das Zitat der Woche:
"Wer keine Visionen hat, vermag weder große Hoffnungen zu erfüllen, noch große Vorhaben zu verwirklichen." - Thomas Woodrow Wilson (* 28. Dezember 1856 in Staunton, Virginia; † 3. Februar 1924 in Washington D.C.) war ein US-amerikanischer Politiker und von 1913 bis 1921 der 28. Präsident der Vereinigten Staaten. Nach anfänglicher Neutralität traten die USA unter ihm 1917 in den Ersten Weltkrieg ein. Weitgehend auf seine Initiative geht die Gründung des Völkerbundes zurück. 1919 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen.
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© Tim Roedel
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