BHP Billion: Drachen, weiße Ritter und eine zickige Prinzessin
In der zurückliegenden Jahreshälfte hat BHP Billiton (WKN: 850524) mit rund 6,77 Milliarden Dollar etwas weniger verdient als vom Markt erwartet. Die Konsensprognose lag im Vorfeld bei rund 6,9 Milliarden Dollar. Das Gewinnwachstum wird auf rund 47 Prozent beziffert. Zudem hat sich BHP Billiton eher vorsichtig für die nähere Zukunft geäußert. Man rechnet mit einem abgeschwächten Wachstum in China, was der Hauptgrund für den nur gedämpft ausgefallenen Ausblick ist.
Am Markt beherrscht aber weiterhin ein ganz anderes Thema die Gespräche um BHP Billiton. Der Konzern hat zuletzt Schlagzeilen mit einem milliardenschweren Übernahmeangebot für die Potash Corp (WKN: 878149) gemacht, dem größten Konkurrenten der DAX-notierten K+S (WKN: 716200) im weltweiten Markt für Düngemittel. Die umworbenen Kanadier wehren sich allerdings mit Händen und Füßen gegen eine Übernahme durch die Australier. Die erste Offerte wurde kompromisslos abgelehnt, nun scheint man bei Potash Corp an der Verteidigungsstrategie zu tüfteln. Die wahrscheinlichste Variante dabei: ein weißer Ritter.
Das Bild der märchenhaften Rittergestalt ist durchaus passend. Der holde Recke soll die bedauernswerte Prinzessin, bekannt auch als Potash Corp, aus den Klauen des fiesen, feuerspeienden Drachen - in diesem Fall BHP Billiton - retten. Was von den Begriffen her märchenhaften Charme versprüht, ist in der Wirklichkeit ein so gar nicht märchenhaftes knallhartes Business, bei dem höchst selten mit ritterlichen Tugenden gespielt wird. Das Ziel der Weißen-Ritter-Strategie: Stets ein konkurrierendes Übernahmeangebot zur Offerte des "Drachen" aufbauen und diese Strategie so lange durchhalten, bis der Drache die Lust oder die Finanzkraft verliert. Mit dieser Strategie soll die Übernahme also vor allem so teuer gemacht werden, dass sie sich für den Aufkäufer nicht mehr rechnet. Wie ernst die Offerte des Ritters gemeint ist, ist dabei erst einmal zweitrangig.
Während die Rollen der Prinzessin und des Drachens bereits besetzt sind, ist der Platz auf der Besetzungscouch für den Ritter noch leer. Um die Personalie ranken sich seit Tagen Spekulationen. Bevorzugt werden Namen wie die brasilianische Vale (WKN: 897998) und der größte Konkurrent von BHP Billiton, Rio Tinto (WKN: 855018) - letztere vor allem zusammen mit einem möglichen chinesischen Partner. Doch wie ernst sind diese Spekulationen zu nehmen? Der Blick in die Bilanzen der Akteure zeigt, dass vor allem BHP Billiton vor Finanzkraft strotzt. Kein Wunder, dass die Analysten den etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen keine große Bedeutung beimessen, was exzellent zum nur leichten Kursrückgang der Aktie der Australier passt.
Dagegen sehen die Zahlen bei den möglichen weißen Rittern alles andere als vor Kraft strotzend aus. Die Bilanzrelationen bei Rio Tinto haben sich zwar nach der Alcan-Übernahme verbessert, könnten aber durch eine Übernahme von Potash direkt wieder in eine stark angespannte Lage verfallen. Bei der brasilianischen Vale haben die milliardenschweren Investitionsprogramme ihre Spuren im Zahlenwerk hinterlassen. Es darf bezweifelt werden, dass sich die weißen Ritter im Kampf mit dem Drachen halten werden. Für spekulative Anleger ist dies indes keine große Überlegung wert, denn es zählt die Frage, ob es tatsächlich zu einem Bieterduell kommt. Wird die Frage mit "ja" beantwortet, können schnell märchenhafte Gewinne zustande kommen.
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