Die Rohstoff-Woche - KW 31/2010: Trendwende am Uranmarkt eingeläutet
Hauptverantwortlich dafür ist eine Meldung, nachdem der Branchenprimus Cameco etwa 400.000 Pfund Uranoxid aufgekauft hätte. Energy Resources of Australia, der größte reine Uran-Produzent Australiens soll eine ähnliche Transaktion getätigt haben. Nun warum kaufen Uran-Produzenten selbst Uran zu? - werden Sie sich jetzt sicherlich mit Recht fragen. Ursprünglicher Auslöser dafür sind wohl einmal mehr chinesische Uran-Käufer, die beiden Firmen eine größere Menge Uran abgekauft haben beziehungsweise dies immer noch wollen. China baut momentan an über 20 neuen Atomreaktoren, fördert selbst jedoch im eigenen Land nicht genügend Uran um diese neuen Meiler mit Brennstäben zu versorgen.
Auch die US-Energiebehörde soll ihren Überhang an Uranoxid für dieses Jahr verkauft haben, sodass zusätzlich Druck vom Markt genommen wurde. Die USA besitzen nur deshalb einen Überhang, weil sie noch immer - etwa bis einschließlich 2012 große Mengen Uran aus abgereicherten russischen Atomwaffen erhalten.
Die vorliegenden Fakten, Nachrichten und der steigende Preis können für den Uran-Sektor nur positiv sein. Die lang erwartete Trendwende dürfte damit eingeläutet sein. Einige kurzfristig kontaktierte CEOs führender Uran-Unternehmen, gehen für die nächsten Monate von einem weiter bullishen Uranmarkt aus. Immerhin konnte der Uran-Preis in der traditionell schlecht laufenden Sommerzeit enorme Stärke beweisen und einen ersten Schritt in Richtung 50 USD je Pfund U3O8 machen.
Ich möchte Sie in diesem Zusammenhang nochmals auf die neue Uranstudie von Midas Research hinweisen. Die Studie kann völlig kostenfrei und ohne Verpflichtung auf der Webseite www.uranstudie.de abgerufen werden. Sie gibt Ihnen einerseits einen guten Überblick über die aktuelle Lage am Uran-Markt und andererseits nützliche Investitionshinweise.
Etwas uneinheitlich zeigt sich aktuell Gold. Obwohl führende Wirtschaftsindikatoren vor allem für die USA eher einen neuerlichen Wirtschaftsabschwung prognostizieren, steigt das als "sicherer Hafen" in schlechten Zeiten geltende Edelmetall Gold nicht einfach so kontinuierlich weiter. Ganz im Gegenteil, der Global-Gold-Index gab zuletzt sogar 2% ab. Der Bestand des weltweit größten Gold-ETFs, des SPDR Gold Trust ist ebenso seit einigen Wochen rückläufig. Dem Goldpreis fehlt offensichtlich aktuell die zuletzt wieder stark gestiegene Nachfrage aus dem Investmentsektor.
Sollte der Goldpreis in den kommenden Tagen oder Wochen auf Tagesschlusskursbasis unter den 200-Tages-Durchschnittspreis von knapp 1.500 USD je Unze fallen, so ist charttechnisch zunächst einmal mit einem weiteren Rücksetzer zu rechnen. Bedenken Sie bitte, dass Gold in der Vergangenheit vor jedem Goldboom zunächst einmal immer nochmals wenigstens 30% eingebrochen ist. Vor der letzten Goldpreis-Explosion zum Ende der 1970er Jahre ist der Goldpreis von Anfang 1975 bis Mitte 1976 zunächst einmal um fast die Hälfte eingebrochen.
Ein ähnliches Szenario erwarte ich auch für den kommenden Goldpreis-Boom. Einen Rückgang des Goldpreises auf ein Niveau zwischen 800 und 900 USD je Unze halte ich daher für sehr wahrscheinlich. Erst dann macht ein Zukauf wieder Sinn. Effekte aus DER Schmucknation Indien, die ab Juli bereits immer Gold für die nächste Hochzeitssaison im Winter ordert sind bis dato nicht zu verzeichnen, könnten den Goldpreis allerdings zunächst unterstützen.
Eine starke Performance zeigt momentan der Weizen-Markt. So stieg der Preis für ein Bushel (etwa 35,24 Liter) am Freitag auf 6,37 USD, was ein 13-Monats-Hoch markiert. Getrieben wird der Weizen-Preis momentan vor allem durch Befürchtungen, dass die wichtigen Anbau- und Exportländer am Schwarzen Meer ihre Ausfuhren in diesem Jahr stark einschränken könnten. Die Region um das Schwarze Meer erlebt in diesem Jahr die schlimmste Trockenperiode seit vielen Jahren und rechnet - ähnlich wie die deutschen Bauern - mit Produktionseinbußen von 20% und mehr. Dies könnte dazu führen, dass diese Anbauländer einen Großteil ihrer Weizenbestände im eigenen Land zurückhalten und den Weizen-Preis daher noch mehr anheizen.
Kommen wir zum Ende dieser Ausgabe der Rohstoff-Woche nochmals auf Gold und Rohöl zurück: Beide Rohstoffe könnten von einem baldigen Kriegsausbruch zusätzlich profitieren. Baldiger Kriegsausbruch? - werden Sie jetzt denken, was für ein Krieg? Wir hatten es in einer der letzten Ausgaben der Rohstoff-Woche schon einmal angedeutet, dass ein Konflikt zwischen Israel und vielen westlichen Staaten auf der einen Seite und dem Iran auf der anderen Seite nur eine Frage der Zeit sein wird. In den letzten Monaten wurden im arabischen Raum größere Flottenverbände zusammengezogen. Daneben scheint vor allem der Raum um das Kaspische Meer zu einem Brennpunkt werden zu können. Dort sollen in der letzten Zeit immer mehr amerikanische und israelische Truppenverbände gesichtet worden sein. Die Wüste Negev war in den letzten Wochen mehrmals Schauplatz von Luftwaffenübungen.
Was hat das Ganze jetzt mit Gold und Rohöl zu tun? Nun, Gold wird seit jeher als "sicherer Hafen" in Krisenzeiten gesehen und dürfte sich bei einem derartigen Konflikt großer Kapitalzuströme erfreuen. Beim Rohöl ist es noch etwas gravierender. Die Straße von Hormus, die genau zwischen dem Iran und Bahrain hindurchführt ist die mit Abstand wichtigste Meeresstraße für Rohöltranspore weltweit. Sollte der Iran angegriffen werden, wird eine Durchfahrt durch die Straße von Hormus nicht mehr möglich sein - zumindest nicht sicher. Denn wer schickt schon einen Supertanker durch eine 40 Kilometer breite Meerespassage, wenn auf diesen unzählige Raketen gerichtet sind? Die Folge wäre neben einem starken Goldpreisanstieg ein noch stärkerer Rohölpreisanstieg. Dieses Szenario wird eines Tages Wirklichkeit werden. Der kubanische Machthaber Castro ging sogar schon so weit, dass er seine Bevölkerung vor diesem Szenario offen warnte. Und das hat nicht nur mit Säbelrasseln zu tun.
Das Zitat der Woche:
"Der Aufschwung wird sich fortsetzen, wenn auch auf einem zunächst etwas gedämpften Niveau. Dabei bleibt das "Auf" erhalten, und der "Schwung" geht vorübergehend etwas verloren." - Axel Alfred Weber (* 8. März 1957 in Kusel) ist seit dem 30. April 2004 Präsident der Deutschen Bundesbank.
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© Tim Roedel
Die Rohstoff-Woche
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