BHP Billiton: Milliarden für Westafrika
BHP Billiton (WKN: 908101) fährt scharfe Geschütze gegen die australische Regierung auf. Diese soll hinsichtlich der Steuerbelastungen von Minenkonzernen wie BHP aber auch Rio Tinto (WKN: 852147) falsche Zahlen veröffentlicht haben. Laut Aussage der Regierung hat BHP zuletzt eine Steuerquote zwischen 13 Prozent bis 17 Prozent gehabt. Dem widerspricht der Chairman von BHP, Jacques Nasser, sehr deutlich. Nach seinen Aussagen in einem Brief an die Aktionäre lag die Steuerquote von BHP in den vergangenen Jahren bei etwa 43 Prozent, Rio Tinto kam demnach auf 35 Prozent. Wird die Steuer auf Minengewinne von 40 Prozent in Australien tatsächlich Realität, würde sich die Steuerquote auf rund 60 Prozent für die Minenunternehmen erhöhen. Gegen eine solche Besteuerung will das Unternehmen den Widerstand verstärken. Australiens Premierminister Kevin Rudd sieht die Sache weiter gelassen. Er will sich mit den großen Unternehmen der Branche beraten. Dies kann sich über Monate hinziehen.
Möglicherweise werden die großen Konzerne, an der Spitze BHP, in der Zwischenzeit jedoch andere Prioritäten setzen. Hat BHP in den vergangenen zehn Jahren rund 11 Milliarden Austral. Dollar in Eisenerzprojekte in Westaustralien investiert, richtet sich der künftige Fokus auch auf andere Regionen in der Welt. Ein direkter Zusammenhang mit den neuen australischen Steuerplänen wird dabei jedoch noch bestritten.
Dennoch ist auffällig, dass der Konzern gerade jetzt ein weit reichendes Programm in Liberia in Angriff nehmen will, hat man doch bisher immer wieder vor den Risiken eines Investments in dem westafrikanischen Staat gewarnt. Erst 2003 ist dort der letzte Bürgerkrieg beendet worden. Zudem warnte man in früheren Studien vor einer fehlenden Infrastruktur, vor Korruption und weiteren politischen Risiken. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Regierung des Landes will man nun dennoch 3 Milliarden Dollar, andere Quellen sprechen sogar von 5 Milliarden Dollar, in den Aufbau verschiedener Erzminen investieren. Insgesamt sollen vier große Erzareale erschlossen werden. Diese liegen an einer 250 Kilometer langen Bahnlinie, die von der Grenze Guineas zur Küste Liberias führt. In Guinea ist BHP bereits in der Region Nimba engagiert. Frühere Pläne besagen, dass die dortige Produktion 2013 starten kann.
Vorstand Marcus Randolph glaubt, dass die Investitionen in Westafrika eine Reihe von erstklassigen Minen hervorbringen werden. Im Vorfeld hat BHP seit 2005 rund 50 Millionen Dollar in Explorationen und Studien investiert, die aufzeigen sollten, ob sich weitere Arbeiten lohnen würden. Der Rückschluss nach den jüngsten Ankündigungen ist deutlich. Bei BHP sieht man Ähnlichkeiten zwischen den afrikanischen Liegenschaften und dem Gebiet von Pilbara in Westaustralien. Dort agiert man seit mehr als 40 Jahren äußert erfolgreich.
Weiterhin möglich ist bei den Aktivitäten in Westafrika, dass sich BHP mit ArcelorMittal (WKN: A0M6U2) zusammenschließt. Beide Unternehmen haben im Vorfeld überlegt, ein Joint Venture zu gründen. Damit will man die Eisenerz-Aktivitäten beider Giganten in Liberia und Guinea bündeln. Am Wochenende bestätigt ein BHP-Sprecher, dass die Gespräche weiter laufen.
Nicht nur in Westafrika will BHP künftig Milliarden investieren. In Kanada könnte eine Investition über 10 Milliarden Dollar anstehen, hier werden Möglichkeiten untersucht, die weltgrößte Kali-Mine zu errichten. Auch in Indonesien wird der Konzern wieder aktiver. Ein Kohleprojekt findet dort derzeit verstärkte Aufmerksamkeit der Verantwortlichen. Die Investitionskosten liegen ebenfalls im Milliardenbereich.